FREUD. Das Lesebuch: Texte aus vier Jahrzehnten

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Februar 2006
Verkaufsrang: 60494 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783100733023
ASIN: 3100733029 (Amazon-Bestellnummer)
FREUD. Das Lesebuch: Texte aus vier Jahrzehnten -
"Ein Autor wird ein Klassiker genannt, wenn sein Werk unerschöpflich ist. Freud ist zweifellos einer der großen Klassiker des 20. Jahrhunderts." Wie sehr diese Aussage der Herausgeberin zutrifft, lässt sich anhand dieses Bandes wunderbar nachvollziehen. Wer sich Freud "im Original" nähern und gleichzeitig auf eine behutsame Kommentierung nicht verzichten möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
Wichtigstes Kriterium für die Beurteilung einer solchen Zusammenstellung ist natürlich die Textauswahl. Was nehme ich auf? Was muss ich weglassen? Was soll ich bei meinen Lesern voraussetzen? Cordelia Schmidt-Hellerau beantwortet diese Fragen in ihrer Einleitung - und bereits hier zeigt sich, dass der Verlag bei der Wahl der Herausgeberin kaum eine glücklichere Hand hätte haben können. Einfühlsam, engagiert und dennoch keineswegs distanzlos erklärt sie dem Leser, warum sie ihm gerade diesen Weg in die Freudsche Gedankenwelt vorschlägt. Chronologisch geordnet, präsentiert sie Texte aus vier Jahrzehnten, die wichtige Themen und Thesen Freuds erschließen und dabei die ganze Vielfalt seines Denkens, seine unstillbare Neugier, seine Phantasie und seine einzigartige sprachliche Begabung dokumentieren. Es gelingt ihr - trotz aller Kompromisse, ohne die ein solches Lesebuch nun einmal nicht realisierbar wäre -, Freud gerecht zu werden, ohne Neueinsteiger zu überfordern.
Beginnend mit einem "Fall von hypnotischer Heilung", der Einblick in Freuds Arbeit vor der Entwicklung der Psychoanalyse gewährt, hangelt sich der Band durch die zentralen Themen seines Schaffens. Ob Freud über Krieg, Tod, Märchen, Religion, Sexualität oder Kunst schreibt: Von kaum einem Denker lässt sich mit solcher Berechtigung sagen, dass ihm nichts Menschliches fremd war. Klassische Texte der wissenschaftlichen Psychoanalyse stehen neben Meisterwerken der Kunstbetrachtung wie "Der Moses des Michaelangelo". Konzepte wie Ödipuskomplex, Verdrängung oder Neurose kommen ebenso zu ihrem Recht wie die großen Menschheitsfragen, etwa im letzten Aufsatz des Bandes: "Warum Krieg?"
Die Herausgeberin bekennt, dass sie Freuds Texte nicht mehr losgelassen haben, seitdem sie ihnen mit 17 zum ersten Mal begegnet ist. Auch wenn sich wahrscheinlich nicht jeder Leser nach der Lektüre gleich zum Psychoanalytiker wird ausbilden lassen: Der "Faszination Freud" wird er sich kaum entziehen können. -Roland Große Holtforth, Literaturtest