Khamsin: Die Namen der Wüste

Raoul Schrott

Buch, Gebunden
Ausgabe vom März 2002
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EAN/ISBN: 9783100735409
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Khamsin: Die Namen der Wüste - Raoul Schrott
Die Faszination der Wüste ist vom Reiz ihrer tödlichen Gefahren kaum zu trennen, ebenso wenig wie von der erstaunlichen Tatsache, dass es Menschen immer wieder gelingt, ihnen zu entkommen. Eine unwahrscheinliche, aber wahre Geschichte liegt auch der Erzählung Khamsin zugrunde: die von vier Soldaten der Long Range Desert Group, einer legendären britischen Wüsteneinheit, die während des Zweiten Weltkriegs in der Sahara operierte. Nach einem Angriff italienischer Truppen in der Nähe von Kufra versuchen Moore, Winchester, Easton und Thighe zu Fuß hinter die eigenen Linien zurückzukehren. Vom nächstgelegenen Posten trennt sie ein 500 Kilometer langer Weg durch die Ödnis.
Wie in Trance schleppen sie sich durch die Wüstenlandschaft, von Hunger, Hitze und Durst gequält, in innigem Kampf mit ihren zusehends stärker ausgemergelten Körpern. Zehn Tage sind sie unterwegs, bevor sie endlich von Suchtrupps aufgelesen und gerettet werden. Nach knapp 400 Kilometern Fußmarsch weiß Sergeant Moore, "wo die Seele war: zwischen den Gelenken, in jener Kapsel, wo sich der Knochen in seinem Scharnier rieb, und dass sie das Innere des Laufs war".
Mit Khamsin legt Raoul Schrott ein weiteres Zeugnis von seiner Liebe zur Wüste ab. Es sind die Menschen, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Weg durch sie fanden, denen der Autor hier auf wenigen Seiten ein literarisches Denkmal setzt. Der Essay "Die Namen der Wüste", den größeren Teil des schmalen Bandes bildend, sorgt für kultur- und erdgeschichtliche Kontexte. Prähistorische Funde wie die von Laszlo Almásy auf dem Plateau des Gilf Kebir offenbaren zivilisatorische Ursprünge, und die Beziehung des Menschen zur Wüste wird erhellt durch die Etymologie ihrer vielen Namen - wie "khamsin", der Südwind, der 50 Tage anhält. Akribisch folgt Schrott jenen Spuren, die nicht im Sand verwehten.
Poesie und viel Wissen steckt auch in diesem kleinen Werk des sprach- und weltkundigen Autors, den schon H. C. Artmann als Poeta doctus schätzte. Es mag sich bestens als literarisches Supplement zu einem Reiseführer eignen, oder aber selbst einer sein: für alle, die lieber im eigenen Kopf auf Entdeckungsreisen gehen. -Mathis Zojer