Filmgenres 2. Western

Taschenbuch
Ausgabe vom August 2003
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EAN/ISBN: 9783150184028
ASIN: 3150184029 (Amazon-Bestellnummer)
Filmgenres 2. Western -
Wenn es ein Genre gibt, dass den Mythos von der Besiedlung des amerikanischen Westens quasi verkörpert hat, dann war es der Western. Mit Leichen gepflasterte Wege, Duelle in brütender Sonne, Überfälle gegen die gerade erst erbaute Eisenbahn und Indianer, die sich im Laufe der Filmgeschichte immer mehr von Bösewichten zu Opfern der Kolonialisierung mauserten, gehören ebenso zum Repertoire wie einsame Cowboys vor gigantischer Felskulisse und Strohballen, die durch die staubigen Gassen der Geisterstädte ziehen und verkünden, dass hier der Goldrausch bereits ein (schnelles) Ende gefunden hat.
Rund 70 Meisterwerke des Genres haben die Herausgeber von Filmgenres. Western ausgewählt, um sie von 46 Autoren wie Michael Althen oder Wim Wenders (!) beschreiben zu lassen, darunter so gewichtige Filme wie Zwölf Uhr Mittags, Vera Cruz, Der schwarze Falke, Für eine Handvoll Dollar, Spiel mir das Lied vom Tod oder Pat Garret jagt Billy the Kid. Mit Heaven's Gate. Das Tor zum Himmel wurde der größte Flop des Genres aufgenommen, der nicht nur die Kassen der produzierenden Filmfirma sprengte, sondern auch die Grenzen dessen, was Westernfreunde bisher zu sehen gewohnt waren. Die Kinos blieben damals leer, auch wenn der Streifen mit seinem brutalen Realismus und seinen ausgelassenen, episch aufgenommenen Vergnügungsszenen heute ein Meilenstein in der Entwicklung des Genres darstellt. Am Ende steht Jim Jarmuschs Dead Man mit einem sterbenden Johnny Depp in der Titelrolle, der Elemente des Westerns nur mehr zitiert, um sie ironisch zu konterkarieren.
Das taten freilich schon früher andere, so John Huston mit seiner Verfilmung von B. Travens Der Schatz der Sierra Madre. Dieses Highlight fehlt leider in Bernd Kiefers und Norbert Grobs Sammlung; stattdessen erscheint, als Huldigung an deutsche Trash-Ausläufer, Der Schatz im Silbersee. Aber es ist müßig, dies zu kritisieren, ebenso wie den Umstand, dass viel zu wenig Standfotos den klugen Band bebildern. Denn die Texte von Filmgenres. Western können selbst eingefleischten Kennern noch einiges Neues über ihr Lieblingsgenre vermitteln. -Thomas Köster