Habseligkeiten

Richard Wagner

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 2004
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Habseligkeiten - Richard Wagner
Er kennt die Strecke in- und auswendig: von Süddeutschland ins rumänische Banat und zurück, diesmal zur Beerdigung des Vaters. Ich-Erzähler Werner Zillich ist schon vor Jahren nach Deutschland gegangen, aber die alte Heimat hält ihn noch fest, auch wenn von seiner verzweigten Familie nur noch die alte Mutter dort lebt. Die lange Autofahrt zurück nach Deutschland wird für ihn und den Leser zu einer Reise in die Vergangenheit - Zillich erzählt die bunte, aber auch tragische Geschichte seiner Familie: Die Auswanderung der Urgroßeltern in die USA - sie kehrten nach zehn Jahren desillusioniert ins Banat zurück -, die qualvollen Jahre seines Vaters in russischer Kriegsgefangenschaft. Und schließlich die erfolgreichen Bemühungen von Diktator Ceausescu, die Deutschen - im 18. Jahrhundert von Maria Theresia in dieser nach der Türkenherrschaft verödeten Region angesiedelt - zu unterdrücken und aus dem Land zu treiben.
Ob das nun alles autobiografisch ist? Richard Wagner kennt jedenfalls sehr genau, wovon er erzählt. Verließ er doch 1987 mit seiner damaligen Frau Herta Müller Rumänien und schreibt seitdem über beide Welten. Denn das ist auch das Los der Hauptfigur dieses beeindruckenden Familienromans: seine doppelte Heimatlosigkeit. Von der alten, verlorenen Heimat nicht lassen können, und zugleich im Westen nie ganz angekommen zu sein. Das ist der zweite Handlungsstrang von Habseligkeiten, der geschickt mit der Familiengeschichte verknüpft ist: Werner Zillichs Westexistenz, das Scheitern seiner Ehe, die Entfremdung der Tochter, die berufliche Stagnation. Und doch wartet am Schluss ein überraschendes Happy End: Auf der Rückreise verliebt er sich in Budapest in die Prostituierte Clara, nimmt sie mit, heiratet sie sogar. ?Ez az élet? - ?Das ist das Leben?, lernt Zillich auf Ungarisch.
Was diesen Roman aber zu einem besonderen macht, ist doch in erster Linie das Familienepos, in dem Richard Wagner berührend aber unpathetisch eine untergegangene Welt literarisch auferstehen lässt und den Mikrokosmos dieser deutschsprachigen Enklave in Osteuropa in einem imposanten Erzählpanorama einfängt. -Christian Stahl