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In klassischen Mythen und Legenden erfährt der Leser selten etwas über die Vorgeschichte der beschriebenen Handlung. In vollem Glanz betritt der Held die Bühne - wie er zu dem wurde, was er ist, scheint nebensächlich. Das Nibelungenlied ist da keine Ausnahme: Die Protagonisten vollbringen ihre heroischen Taten, ohne dass über ihre Motivation allzu viele Worte verloren werden. Kai Meyer, Autor des historisch-fantastischen Bestsellers Die Alchimistin und einer abenteuerlichen Neuinterpretation der Faustus-Legende, hat sich drei bekannte Figuren des Nibelungenlieds vorgenommen und auf Spurensuche begeben. In vier Romanen, die in Nibelungengold erstmals gesammelt vorliegen, widmet er sich Hagen von Tronje, dem Horthüter Alberich und der schönen Kriemhield. Wie kam es zu jener nicht wieder gut zu machenden Schuld, die Hagen an den Siebenschläfer kettet? Was bindet Alberich an den Hort der Nibelungen, den er mit so großer Treue bewacht? Woher rührt Kriemhilds Überzeugung, dass ihr ein großes, aber tragisches Schicksal bestimmt ist? Die Antworten auf diese und andere Fragen ziehen sich durch alle vier Romane, die keineswegs verbindungslos nebeneinander stehen. Wie in einem perfekt choreografierten Theaterstück treten die bekannten Figuren gemeinsam mit neuen Protagonisten ins Rampenlicht oder bleiben im Hintergrund, bis ihr großer Auftritt gekommen ist. Kai Meyer ist nicht nur ein substanzieller Beitrag zum Nibelungen-Mythos gelungen, er ist auch seiner über die Maßen spannenden und pointenreichen Erzählweise treu geblieben. Aus alt mach neu: intelligenter Lesestoff für lange Herbstabende. -Hannes Riffel 1 |
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