Der falsche Liebreiz der Vergeltung: Commissario Montalbano findet seine Bestimmung

Andrea Camilleri

Taschenbuch
Ausgabe vom 6. Mai 2010
Verkaufsrang: 10075 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783404922321
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Der falsche Liebreiz der Vergeltung: Commissario Montalbano findet seine Bestimmung - Andrea Camilleri
"Sagen Sie mal, kennen wir uns irgendwoher?"
"Ja", sagte Montalbano.
"Sind wir uns dienstlich begegnet?"
"Gewissermaßen, ja."
Schon peinlich, wenn man seinem obersten Dienstherrn, dem Polizeipräsidenten Questore Alabìso beim Vorstellungsgespräch seine Aufwartung macht und betreten feststellen muss, dass man ihn als Jungspund bei einer 68er-Demo in Palermo mit einem saftigen Schwinger in den Staub der Straße geschickt hatte. So hatte sich Commissario Montalbano seine Ankunft in Vigàta nicht vorgestellt. Doch kurz darauf liegen sich die beiden Männer lachend in den Armen. Der Commissario ist an seinem Bestimmungsort angekommen.
Andrea Camilleri hatte ein Einsehen. Zu viele Leser trieb die Frage um, wie wohl die Lehrjahre ihres Lieblingscommissarios ausgesehen haben mochten. Nun, sein Lehrherr war Commissario Sanfilippo, bei dem Montalbano sich das Rüstzeug für seine künftige Karriere holte. Und doch wollte er in dem staubtrockenen Bergnest Mascalippa nicht recht glücklich werden. Montalbano vermisste das Meer. Einzig die Nächte in seiner kleinen Zweizimmerwohnung werden ihm von Mery, der schönen Lateinlehrerin, versüßt (danach sollte Linda folgen, erst dann darf Livia in Montalbanos Leben treten). Der kluge Commissario Sanfilippo war es, der ein Einsehen mit seinem leidenden Angestellten hatte. Ihm verdanken wir, dass Montalbano befördert und in die Stadt seiner Kindheit versetzt wurde. Vigàta, der Stadt am Meer!
Drei kluge, spannende - und nicht zuletzt zutiefst menschliche Geschichten erwarten uns. Alle kreisen - wie anders - um mafiöse Verstrickungen, Entführung und das Lieblingslaster eines jeden echten Sizilianers, den Liebreiz der Vergeltung. Dass es dabei gänzlich ohne Leichen abgeht, schmälert die Spannung in keinster Weise. Auch der liebenswert pedantische Kollege Fazio darf seinen ersten Auftritt absolvieren. Dank Camilleris sorgfältiger und bedächtiger Beschreibungssprache leuchtet und duftet Sizilien, dass es eine wahre Pracht ist. Die inzwischen legendär gewordenen und detailliert beschriebenen Speisefolgen Montalbanos fallen diesmal etwas weniger üppig aus. Aber schließlich muss sich auch ein frischgebackener Commissario erst einarbeiten. -Ravi Unger