Iran. Die Revolution der Kinder.

Navid Kermani

Taschenbuch
Ausgabe vom Februar 2005
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EAN/ISBN: 9783406476259
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Iran. Die Revolution der Kinder. - Navid Kermani
Der iranische Gottesstaat befindet sich gegenwärtig in einem dramatischen Zerfallsprozess, der einhergeht mit einem Kampf um soziale, geistige und religiöse Reformen. Ein Kampf, der langfristig einer zweiten Revolution gleichkommt: Der Revolution der Kinder. 20 Millionen Schüler und Studenten gibt es im Iran. Die Hälfte der Wahlberechtigten ist jünger als 30 Jahre. Sie sind es, die den Reformern um Präsident Chatami nun schon zum zweiten Mal zu einem fulminanten Sieg verholfen haben. "Die jungen Menschen, die sich heute im Iran politisch engagieren, haben die Lügen, mit denen sie aufgewachsen sind, so gründlich satt, dass sie auf jede Gelegenheit warten, sie zu entlarven", beschreibt Navid Kermani die explosive Stimmung unter den Jugendlichen. "Sie wollen keine wohldosierten Nuancen der Kritik mehr hören, sondern Klartext: zum Verhältnis von Staat und Religion, zu den staatlichen Morden, den politischen Gefangenen."
Die Frage ist also nicht, ob die Revolution der Kinder siegen wird - der Reformprozess sei schon aus demografischen Gründen unumkehrbar, so Kermani. Die Frage lautet vielmehr, ob es auch ein friedlicher Sieg sein wird. Denn Frustration und Aggression in der Bevölkerung nehmen beängstigende Ausmaße an, und die Jugend wird immer ungeduldiger. "Die Alternative zu einem sanften Wandel aber ist nicht der dauerhafte Status quo", mahnt der Autor mit Blick auf die orthodoxen Kräfte, "sondern Chaos und jenes Ausmaß an Gewalt, das Revolutionen, vor allem aber Bürgerkriegen eigen ist".
Seit 1993 konnte Navid Kermani die Entwicklung im Iran aus der Nähe verfolgen. Seine Erlebnisse hat der Islamwissenschaftler nun zu diesem spannenden Buch verarbeitet. In zwölf eindrucksvollen Reportagen zeichnet Kermani darin ein stimmiges und sehr menschliches Bild des qualvollen Reformprozesses hin zu einer modernen, offenen Gesellschaft. Ein Prozess, dessen Ausgang noch längst nicht entschieden ist. -Stephan Fingerle