Im Spiegel der Sprache: Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht

Guy Deutscher

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 23. November 2010
Verkaufsrang: 562 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783406606892
ASIN: 340660689X (Amazon-Bestellnummer)
Im Spiegel der Sprache: Warum die Welt in anderen Sprachen anders aussieht - Guy Deutscher
Beeinflusst unsere Muttersprache die Art und Weise, wie wir denken? Diese spannende Frage hält Guy Deutscher nach wie vor für ungeklärt. Seinen zeitgenössischen Forscher-Kollegen unterstellt der in England lebende und lehrende Autor, vor dieser kniffligen Frage zu kneifen. So ist es nur konsequent, sich selbst auf die Suche nach Antworten zu begeben. Allen, die es ganz genau wissen wollen, verrät Im Spiegel der Sprache seine Resultate.
Gründlich legt der Sprachwissenschaftler zunächst dar, welche Diskussionen über "Sprache und Denken" seit dem 19. Jahrhundert geführt wurden ? von Gladstones Thesen zu Homers Farbbetrachtung bis zu wilden Theorien über so genannte primitive Völker. Leser erfahren, wie diejenigen, die annehmen, unsere Wahrnehmung sei kulturell geprägt, sich an jenen reiben, die glauben, Menschen erleben ihre Umwelt von Geburt an weltweit in gleicher Art und Weise. Außerdem erklärt Deutscher im Vorbeigehen das Prinzip der biologischen Evolution. Gleichzeitig räumt der Autor mit kulturrevolutionistischem Unfug auf, in dessen Fahrwasser nicht nur die Sprache der australischen Aborigines eurozentrisch herabgewürdigt wurde.
Zurück zur Grundfrage: Dass unsere Sprache unser Denken beeinflusst ? diese These haben Edward Sapir und Benjamin Whorf vehement vertreten. Ebenso entschieden lehnt ein führender Repräsentant der nachfolgenden Forscher-Generation, Noam Chomsky, ihre Theorie ab. Nun bringt Guy Deutscher wieder Leben in die Diskussionsbude. Im Gegensatz zu Chomsky erkennt der Linguist den Einfluss der Muttersprache aufs Denken an. Seine Argumente sind jedoch wesentlich feingliedriger als diejenigen von Sapir und Whorf, die ohnehin als widerlegt gelten.
Um ein populärwissenschaftlicher Knaller zu werden, präsentiert sich Deutschers Sachbuch zu detailversessen. Außerdem wäre es aufgrund vieler Fragezeichen verfrüht, bereits jetzt einen einträglichen Schlussstrich zu ziehen. Wer selbst Ausrufezeichen setzen will, dem empfiehlt der Autor, über die unterschiedliche Wahrnehmung von Farbe, Raum und Geschlechtszuordnungen zu forschen. Schließlich gilt in Abwandlung zu Ludwig Wittgenstein: Worüber man sprechen kann, darüber muss man nicht schweigen. Vor allem nicht, wenn es akademische Lorbeeren zu ernten gibt.
? Herwig Slezak