Gedichte fürs Gedächtnis: Zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 1. Februar 1999
Verkaufsrang: 5342 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783421051479
ASIN: 342105147X (Amazon-Bestellnummer)
Gedichte fürs Gedächtnis: Zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen -
Fast ist man versucht zu sagen, dieses Buch gehört in jeden Haushalt. Mit Gedichten ist es ja so eine Sache. In jungen Jahren wird man gequält mit ihnen, der "Erlkönig" kommt einem zu den Ohren raus. Im günstigsten Falle greift man später wieder mal nach ihnen, bevorzugt an hohen Feiertagen, um sie danach gleich wieder im hintersten Winkel des Bücherregals verschwinden zu lassen. Für die meisten Menschen ist die Versform Feindgebiet.
Damit ist es nun vorbei. Welche Labsal so ein Gedicht sein kann, wie diese quellklaren Gedanken die Mühen des Alltags einfach wegwischen und uns aufbauen können, macht uns Ulla Hahns Anthologie Gedichte fürs Gedächtnis deutlich. Das Buch kommt ja wirklich wunderschön daher in seinem Schuber in Edelfarben und gestochenster Typografie. Ulla Hahn hat etwa einhundert ihrer Lieblingsgedichte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hier versammelt. Im Vorwort gibt sie durchaus kluge Anregungen zum "richtigen" Umgang mit den Werken. Das Inwendig-Lernen eines Gedichtes ist ihr Anliegen, was nichts mit dem pädagogisch-sturen Auswendig-Lernen zu tun hat. Learning by heart, eben. Und man sollte sich nicht scheuen es laut zu lesen, ein Gedicht erschließt sich nicht über das Auge.
Also dann, Brecht, Kästner, Goethe, Heine, Rilkes wunderschönes "Panther"-Gedicht, alle sind hier versammelt und erwarten ihren Liebhaber. Was auf den ersten Blick etwas fremdartig anmutet, erweist sich in der Praxis als äußerst hilfreich: Internet-Adressen, die jedem Gedicht beigefügt sind für diejenigen, die sich über einen Dichter oder dessen Werk weiter informieren möchten. Clever, Frau Hahn. Hoffentlich findet diese Anthologie nicht nur ihren Weg ins Arbeitszimmer einiger Studienräte, die eh bereits alles kennen, sondern ins Herz derjenigen, die sich für Poesie schon verlorengeglaubt hielten. -Ravi Unger