Thomas Gottschalk - Die Biographie

Gert Heidenreich

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 23. Aug. 2004
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Thomas Gottschalk - Die Biographie - Gert Heidenreich
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Jetzt wissen wir es. Die Großmutter mütterlicherseits war schuld. Die quirlige Schönheit muss eine begnadete Entertainerin gewesen sein, ein Sprach- und Dialektgenie, weltoffen und -- ungewöhnlich für eine Frau damals -- politisch engagiert. Ihre furiosen Wahlreden für die Zentrumspartei hallten damals durch ganz Oberschlesien. Mutter Rutila und der frühverstorbene Vater Hans lieferten nur noch das Moralgerüst aus Bodenhaftung und Redlichkeit. Aus solcherlei Rohmaterial wurde der Mann gebildet, der heute vielen bekannter ist als Goethe. Showmaster Thomas Gottschalk lässt sein Leben erzählen. Erste Reaktion: Muss sich einer wie er, nach all den Bioergüssen aus der literarischen Würstchenbude der Nation, dies auch noch antun? Die Antwort: Ja, wenn man einen renommierten Autoren wie Gert Heidenreich zum langjährigen Freund und Biographen hat! Dessen routinierte Feder nämlich gestaltet den langen Weg von Kulmbach nach Malibu parallel zur Entwicklung der bundesdeutschen Medienlandschaft. Der quietschbunte Kosmos der 60er-Jahre schien dabei wie gemacht für den jugendlichen Ministranten und Selbstdarsteller: Changierend zwischen Leitfiguren wie Jerry Cotton, Willy Millowitsch, 007 und Winnetou, galt es sich zu positionieren. Für den Agitprop der 68er zu jung (und vom Naturell her unzugänglich), wurde die Musik der neuen englischen Bands zu Gottschalks Leitmotiv. Germanistikstudium ade, winkte Ende 1971 der Bayerische Rundfunk. Doch sollte es noch ein weiter Weg werden bis ins Hochamt der Öffentlich-Rechtlichen: Der großen Samstagabendshow. Am Beispiel zahlreicher gefloppter Formate demonstriert Heidenreich das Wirkprinzip des Entertainers: Enge dramaturgische Korsagen sind Gift für unseren Mann. Politisches verbietet sich, man erinnere an die peinliche rhetorische Schlappe, die Gottschalk in der Diskussion mit dem ultrarechten Talkgast Franz Schönhuber hinnehmen musste. Auch längst im Archiv verstaubte Showmerkwürdigkeiten wie ?Gottschalks Hausparty?, die in bieder-dumpfigem Bauernstubendekor teutonisch-komische Schleimorgien feierte, ließen den Moderator eher alt aussehen. Spontaneität, Reaktionsvermögen, Wortwitz, lauten die Komponenten, die einen Gottschalk zu Hochform auflaufen lassen. Der medienscheuen Ehefrau Thea wird gebührender Raum gewidmet; Freund Jauch liefert ein eigenes launiges Kapitel; die ?Wetten, dass...!-Kulissen werden gründlich ausgeleuchtet, düstere ?Bunte?-Kapitel rekapitukiert. Eine witzige Fotostrecke aus Gottschalks Privatalbum führt in Kulmbacher Jugendtage. Ein ungewöhnliches Leben, zusätzlich veredelt durch die Feder eines sprachmächtigen Freundes. Keine Hofberichterstattung, aber ein -- überzeugend dargelegtes -- Leben der leichten Art. ?Ravi Unger