Hildegard Knef - Das Glück kennt nur Minuten - Die Biographie

Jürgen Trimborn

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2005
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Hildegard Knef - Das Glück kennt nur Minuten - Die Biographie - Jürgen Trimborn
Hildegard Knef (1925 - 2002) war neben Marlene Dietrich der einzige deutsche Filmstar von Weltformat. Mit ihrem Nacktauftritt in "Die Sünderin" löste sie den ersten Skandal des Nachkriegsfilms aus. In Hollywood und am Broadway feierte sie Triumphe. Eine zweite Karriere startete "die Knef" als Chansonsängerin, eine dritte als Schriftstellerin. Doch Hildegard Knef kannte auch die Schattenseiten des Lebens: zerrüttete Ehen, mißglückte Comebackversuche, Flucht in Krankheiten. Drei Jahre nach dem Tod der Diva ist es an der Zeit, die Wahrheit hinter den Mythen und Selbststilisierungen der großen Künstlerin zu suchen. Jürgen Trimborn recherchierte zahlreiche, bislang unbekannte Facetten im Leben Hildegard Knefs und findet in frühen Verletzungen Erklärungen für den manischen Antrieb, aus dem eine bedeutende künstlerische Lebensleistung erwuchs.


Daran hat sich auch mit der hier vorliegenden retuschierten Ausgabe nicht viel geändert. Es stellt sich beim Lesen dieses Buches vor allem nach wie vor die Frage: warum schreibt jemand eine Biographie über jemanden, den er offenbar nicht ausstehen kann. Das Trimborns Biographische Arbeiten sehr von persönlichen Gefühlen bestimmt sind, zeigte sich schon an seiner Johannes-Heesters-Biographie. Kein Wort über des Künstlers Haltung im Dritten Reich, keine kritische Nachfrage bezüglich seines (belegten) KZ-Besuches, nichts. Aber stolz wird erwähnt, das Heesters seinem Biographen das "Du" angeboten hat. Diese unsachliche Berichterstattung prägt auch Trimborns Knef-Buch, nur unter anderen Vorzeichen.
Die Künstlerin hätte demnach alles in ihrem Leben nur aus kalter Berechnung und Vorteilsnahme getan. Die Wahl ihrer Liebhaber und Männer, alles mit Blick auf ihre Karriere. Selbst die Krebsoperation habe sie nur aus krankhaftem Geltungsbedürfnis, um die Aufmerksamkweit der Öffentlichkeit zu erregen, machen lassen. Trimborn behauptet nämlich zu wissen: Hildegard Knef hatte nie Krebs. Ebenso behauptet er, ihre Erzählung, sie habe gegen Kriegsende als Mann verkleidet am Volksturm um Berlin teilgenommen und sei in russische Gefangenschaft geraten, sei nur erfunden. Sie habe das Kriegsende mit ihrem Geliebten Ewald von Demandowsky im Keller von dessen Villa abgewartet. Später habe sie von Demandowsky denunziert.
Das Trimborns Geschichte erfunden ist, ist inzwischen erwiesen. Christian Schröder hat bei seinen gründlichen Recherchen für seine lesenswerte Knef-Biographie Belege gefunden, das Demandowsky zum Volkssturm eingezogen wurde und in russischer Kriegsgefangenschaft war. Dies stützt Knefs Version. Knefs erster Ehemann, der Amerikaner Kurt Hirsch, hält es für undenkbar, das Knef ihren Ex-Nazi-Geliebten Demandowsky denunziert hat. Dies entspräche nicht ihrem Charakter. Davon findet sich leider nichts in Trimborns Buch.
Und eben dieser Charakter scheint dem Biographen Jürgen Trimborn bedauerlich fremd zu bleiben. Natürlich war Hildegard Knef eine wiedersprüchliche, mitunter auch schwierige Künstlerpersönlichkeit. Unangebracht aber ist, wie Jürgen Trimborn einerseits versucht dem Rätsel Knef mit einer Art Hausfrauen-Psychologie näher zu kommen und andererseits allem Handeln der Künstlerin die schlechtmöglichste Motivation unterstellt.
Alles in allem: ein schlecht recherchiertes, oberflächliches Buch, zudem nicht einmal besonders gut geschrieben. Ich empfehlen allen, die eine Biographie über Hildegard Knef suchen das Buch von Christian Schröder.