Großmama packt aus: Roman

Irene Dische

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. Dezember 2006
Verkaufsrang: 4924 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783423135214
ASIN: 3423135212 (Amazon-Bestellnummer)
Großmama packt aus: Roman - Irene Dische
Irenes Mutter hat zwei Fehler. Schon bei der Geburt werden sie offenkundig. Zum einen ähnelt das Neugeborene Irenes Großmama nicht in jenen Dingen, auf die es ankommt: "Es hatte Carls riesige dunkle Augen, seine Nase und außerdem ganz von allein - ich weiß nicht, woher sie kamen - rote wulstige Lippen". Zum anderen, und das ist der größte Schock: Irenes Mutter ist ein Mädchen! "Es war schlimm genug, dass ich ein Mädchen war und kein Offizier und Kriegsheld werden sollte", sagt Irenes Großmama. Kein allzu guter Start ins Leben.
Aber auch Irenes Großmama ist anders als ihre Brüder und Schwestern. "Otto badete immer nackt, aber ich sollte die Unterhose anbehalten, damit man nichts sah. Ich zog sie trotzdem aus", heißt es in Irene Disches unglaublich komischen, aber auch traurig-schönen Roman. "Meine Schwestern waren immer schon nach fünf Minuten wieder aus dem Beichtstuhl. Ich nicht." So geht es weiter in Großmama packt aus, ein Buch über die unkeusche Katholikin Elisabeth Rother aus dem Rheinland, die wirklich viel zu beichten hat. Und dabei munter drauflos plappert, über den lieben Gott, Juden und Nazis, und vor allem über ihre eigene Familie, mit allen Vorurteilen, die ihr in die Wiege gelegt worden sind. Wie Dische es trotzdem schafft, dass einem diese Frau doch so sehr ans Herz wächst, ist schon ein kleines Meisterstück.
Dass Irene Dische im klassischen Sinn gut erzählen kann, das hat sie mit Büchern wie dem Überraschungsbestseller Fromme Lügen (1989), Der Doktor braucht ein Heim (1990), Ein fremdes Gefühl (1993) oder Ein Job (2000) hinlänglich bewiesen. Dass sie mit Großmama packt aus - einer stark autobiographisch angehauchten Geschichte - sogar noch besser hätte werden können, konnte keiner erwarten. So aber ist es tatsächlich. Großmama packt aus ist bunt wie das Leben. Und hat vielleicht sogar das Zeug, zu einem kleinen Klassiker zu werden. -Stefan Kellerer

Als der Roman im Jahr 2005 erschien, waren die Stimmen der Kritik doch eher gespalten. Priesen die einen, wie tieftragisch und zugleich hochkomisch hier eine jüdische Familiengeschichte über ein Jahrhundert hinweg von der auspackenden Großmutter erzählt wird, fanden andere ausgerechnet diesen "Quasselton" der allwissenden Großmama, die sogar aus dem Jenseits noch weitererzählt, auf die Dauer doch enervierend und den Roman am Ende nicht mehr als eine mehr oder weniger amüsante Ansammlung von Anekdoten. Worüber es aber wenig zu diskutieren gibt: Hannelore Hoger macht ihre Sache ausgezeichnet und gibt dieser Großmutter eine Stimme, die man nicht so schnell vergisst. -Christian Stahl
Spieldauer: ca. 606 Minuten, 8 CDs, gekürzte Lesung