Wallanders erster Fall: und andere Erzählungen

Henning Mankell

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. April 2004
Verkaufsrang: 4824 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783423207003
ASIN: 3423207000 (Amazon-Bestellnummer)
Wallanders erster Fall: und andere Erzählungen - Henning Mankell
Ein Fahrgast steigt in ein Taxi. Kurze Zeit später ist er mausetot. Wallanders Nachbar wird mit einer Kugel im Kopf aufgefunden, er soll kurz vor seinem Tod noch Edelsteine geschluckt haben. Noch mysteriöser: eine abgestürzte, unbekannte Sportmaschine und die brutale Ermordung zweier Schwestern, denen ein Handarbeitsgeschäft gehört. Hängen die beiden Vorkommnisse zusammen?
Mal ehrlich: Wenn es schon keinen umfangreichen neuen Wallander-Krimi mehr aus der Mankell'schen Feder geben wird, freut man sich über den Erzählband umso mehr. Vier kürzere Geschichten, und, wie als Zugabe, ein ausgewachsener Roman, alles auf knapp 500 Seiten - natürlich schlagen da die Herzen aller Fans des populären Schweden höher.
1969, da ist Kurt Wallander junger Polizist, schwer verliebt in Mona. Schon damals, obwohl noch unerfahren, ist Intuition bei den Ermittlungen immer dabei. "Irgendetwas beunruhigte ihn... Er hatte etwas übersehen." Es ist Wallanders erster Fall, die Titelgeschichte. Und die verspricht in weiten Strecken das, was auch die anderen Bücher auszeichnet: ein raffiniertes Wechselspiel zwischen extremer Spannung und persönlich-intimen Gedanken eines Polizisten, Beschreibungen, Zusammenfassungen und erneute Spannung.
Keine Frage, die romanhafte Länge liegt Mankell mehr als die kurze Erzählung. "Der Mann mit der Maske", gut 30 Seiten, wirkt geradezu wie eine Fingerübung, wie ein Warmlaufen für das Große. Wallander steht einem Mörder gegenüber, eine Momentaufnahme, eine Studie in Verhaltenspsychologie. Nicht hundertprozentig überzeugend. Anders die längeren Geschichten: Spannung, Atmosphäre, feinst verwobene Story, all das, was Mankell-Krimis zu unverwechselbaren, preisgekrönten Bestsellern machte, hier wird es genussreich entfaltet.
Freuen Sie sich auf fünfmal Wallander, den bereits legendären Kommissar, der leider vom Autor in den Ruhestand versetzt wurde. -Barbara Wegmann

Endlich: Wallander-Fans erfahren, wie alles anfing. 1969 ist Kurt Wallander Anfang 20, unverheiratet und noch bei der Streifenpolizei. Als er seinen Nachbarn Halén erschossen in seiner Wohnung auffindet, meldet sich zum ersten Mal sein kriminalistisches Gespür. Der junge Wallander ermittelt auf eigene Faust, macht große Fehler und hat am Ende doch einen geheimnisvollen Fall gelöst. Kleines Bonbon obendrauf: nach seiner Genesung darf er endlich zur Kripo wechseln.
Nicht nur auf Anti-Vietnam-Demos träumt der Streifenpolizist davon, zur Kripo zu wechseln. Auch die Probleme mit seiner Freundin Mona setzen ihm zu. Und zu seinem Vater, der nichts vom Beruf seines Sohnes hält, hat er schon damals ein gespaltenes Verhältnis. Vor diesem Hintergrund wird Wallander in den Fall seines erschossenen Nachbarn verwickelt. Sein großes Vorbild, Kommissar Hemberg, nimmt ihn unter seine Fittiche. Er lehrt ihm zuallererst genau hinzusehen und dann in Ruhe zu überlegen und Fragen zu stellen. Wer also war der nächtliche Einbrecher? Mit wem hat sich Halén, der doch angeblich allein und zurückgezogen gelebt hat, immer wieder getroffen? Und warum findet Kurt Wallander genau diese Person kurze Zeit später tot in ihrem Haus? Fragen über Fragen, die für den eifrigen, jungen Ermittler keinen Zweifel daran bestehen lassen, dass es sich nicht um einen Selbstmord handelt. Für Hemberg auf der anderen Seite wird die Eigeninitiative des Steifenpolizisten langsam zum Problem ...
Das Hörspiel verbindet Ich-Erzählpassagen mit klassischen Hörspiel-Szenen. Dabei wird die geheimnisvoll, melancholisch verdichtete Atmosphäre durch die musikalischen Parts von Klavier, Saxophon und Trompete wirkungsvoll unterstrichen. Als Leitmotiv zieht sich ein beängstigendes, dunkles Geräusch durch die Inszenierung. Irgendwie erinnert es an dumpfe Schiffsgeräusche. Besonders gelungen: die Gespräche zwischen Jürgen Thormann als erfahrenen, etwas barschen Hemberg und Andreas Bisowski als jungen Polizisten, der den alten Hasen doch irgendwie bewundert. Fazit: eine bedrückendes, gesellschaftskritisches Hörspiel mit einer Story, die weit in der Vergangenheit zurückliegt.
Henning Mankell erhielt für sein literarisches Werk zahlreiche Preise ? zuletzt wurde er im Rahmen des Deutschen Bücherpreises 2003 zum Publikumsliebling erklärt. International bekannt wurde Henning Mankell Anfang der 90er Jahre durch seine Wallander-Krimis. Der traurige, nach jahrelanger Polizeiarbeit noch immer sensible Kommissar, der sich mit den Schreckensbildern der schwedischen Gesellschaft herumschlagen muss, ist zu einer der populärsten literarischen Figuren avanciert. Ohne Allüren eines Helden, dafür mit Zweifeln, Angst und Frust über die oft langweilige Arbeit. Henning Mankell hat mit seinen Krimis gezeigt, dass Grausamkeit kein Phänomen Amerikas ist, sondern auch im kleinsten Kaff Schwedens vorkommt. Dabei ist der Schriftsteller davon überzeugt, dass das Böse durch die Gesellschaft zum Ausbruch kommt. Mankell hat als kleiner Junge von Afrika geträumt ? heute leitet er das "Avenida"-Theater in Maputo und verbringt die Hälfte des Jahres in Mosambik. Hörspiel, Spieldauer: ca. 60 Minuten, 1 CD. Mit Booklet. Auch als CD erhältlich. - culture.text