Tod einer roten Heldin: Kriminalroman

Xiaolong Qiu

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. September 2004
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EAN/ISBN: 9783423207409
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Tod einer roten Heldin: Kriminalroman - Xiaolong Qiu
Der Kriminalroman des chinesischen Autors Qiu Xialong zeigt ein im gesellschaftlichen Umbruch begriffenes China. Der gewaltsame Tod einer roten Heldin ruft Oberinspektor Chen auf den Plan, der bei seinen Ermittlungen schon bald ins Visier der alten Nomenklatura gerät.
Ein Stipendium in den USA eröffnete dem in Schanghai geborenen und aufgewachsenen Qiu ungeahnte Möglichkeiten. Nach dem Blutbad auf dem "Platz des himmlischen Friedens" entschied er sich, in den Vereinigten Staaten zu bleiben und die Verhältnisse in seinem Heimatland schriftstellerisch zu dokumentieren. Die erste angenehme Überraschung besteht darin, dass er dies in seinem ersten Roman nicht von Verbitterung geprägt tut, sondern ein sehr differenziertes Bild der chinesischen Gesellschaft auf ihrem Weg in die Moderne zeichnet.
Die Konstruktion des Romans ist denkbar konventionell. Aus einem Kanal wird die Leiche von Guan Hongying gefischt, die als nationale Modellarbeiterin überregionale Berühmtheit erlangt hatte. Guan wurde eindeutig Opfer eines Verbrechens. Die Ermittlungen führen Oberinspektor Chen auf die Spur des bekannten Fotografen Wu, dem Sohn eines hohen einflussreichen Kaders. Wu hatte die Arbeiterin nach einer kurzen heftigen Affäre urplötzlich fallen lassen. Als kompromittierende Fotos auftauchen, wird Chen von seinem Mentor Li aus politischen Gründen zurückgepfiffen. Doch Chen denkt nicht daran, den Fall ungelöst abzuschließen.
Ein einfacher Whodunit also. Sicher nicht und das aus mehreren Gründen. Chen ist Polizist und Schriftsteller, und immer wieder wendet er sich in schwierigen Situationen der Literatur zu, befragt sie und erhält geheimnisvolle Antworten. In seiner Skepsis und Zerrissenheit ähnelt Chen dabei durchaus seinem schwedischen Kollegen Wallander. Ungewöhnlich intensive Dialoge schließlich, in denen jedes einzelne Wort erwogen wird, die Bedeutung des strengen chinesischen Moralkodexes und der gesellschaftlichen Stellung jeder einzelnen Figur für die Handlung verschaffen dem Roman einen völlig eigenständigen Charakter. Die Aufklärung eines Gewaltverbrechens innerhalb dieses Geflechts aus gewachsenen Strukturen und politischen Zwängen kommt einer Sisyphusarbeit gleich. Gerade aber die atmosphärische Fremdheit, die Qiu glänzend darzustellen vermag, macht das Buch ganz besonders lesenswert. Und nebenbei erfährt man auf höchst unterhaltsame Weise sehr Aufschlussreiches über das moderne China. Ein sehr gelungenes Debüt! -Ulrich Deurer