Talk Talk

Tom Coraghessan Boyle

Buch, Broschiert
Ausgabe vom Mai 2008
Verkaufsrang: 13961 (je kleiner desto beliebter)
ASIN: 3423210605 (Amazon-Bestellnummer)
Talk Talk - Tom Coraghessan Boyle
?Identitätsdiebstahl? lautet das Schlüsselwort in T.C. Boyles Roman. Es bezeichnet die jüngste Verbrechensvariante, die im Land der tausend Möglichkeiten bereits existenzzerstörende erste Blüten treibt. Im Zeitalter der PINs, Codes und Passwörter verschaffen sich übelwollende Naturen Zugang zu den Konten ihrer Opfer, um sie dann Wirtstieren gleich auszusaugen und sich deren Identität überzustülpen. Ein einträgliches Geschäft. So staunt die gehörlose Dana Halter nicht schlecht, als sie sich nach einem geringfügigen Verkehrsdelikt in den unmenschlichen Fängen einer gnadenlosen US-Justizmaschinerie wiederfindet. Ihr Albtraum hat einen Namen: Dr. Dana Halter! Gesucht in mehreren Staaten wegen vielfachen Scheckbetrugs. Ihr Wirtstier!
Schade, dass T.C. Boyle so verdammt unterhaltsam und definitiv zu jung ist. Der Nobelpreis hätte diesem Mann längst auf einem Samtkissen überreicht werden müssen! Was TCB in seinem elften Roman aus einem vergleichsweise schlichten Gut-Jagt-Böse-Roadmovie an Funken zu schlagen vermag, zeichnet nur ganz große Erzähler aus. Aller Talk Talk (engl. für Gebärdensprache zwischen Gehörlosen), bringt Dana bei den Behörden nicht weiter. Zwar spricht man sie - nach einem drastischen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis - schuldfrei; ihren Job als Gehörlosenlehrerin aber ist sie los und die Identität ihres Peinigers bleibt weiterhin unbekannt. Bis Danas etwas schlafmütziger Freund Bridger per Bankauskunft eine Telefonnummer herausbekommt. Die Spur führt nach Marin County. Dort, in bevorzugter Pazifiklage, lässt es sich ein gewisser William ?Peck? Wilson zwischen Palmen, Armani und russischer Geliebter ausgesprochen gut gehen.
Die hübsche Dana hat Blut geleckt. Die Jagd beginnt! In einer haarsträubenden Ralley verfolgen Dana und Bridger den flüchtigen ?Peck? alias Dr. Dana Halter quer durch den Kontinent. Klar, dass jemand wie TCB sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt, heftige Stimmungsbilder des heutigen Amerika beizusteuern. Einer mitleidlosen Konsumgesellschaft, in der nur der Erfolg zählt, wie Pecks unersättliche Zickenfreundin Natalia zeigt, ein Russenimport der teuren Art, die die Betätigungsfelder ?Shoppen und Ficken? zu ihrer ureigensten Religion erhoben hat. Mit dem Handicap der hochintelligenten Dana, die in einer ignoranten Umwelt nur auf krasses Unverständnis, ja auf ironischerweise ?taube Ohren? stößt, schuf TCB zusätzlichen Suspense, vor dem sich selbst ein Hitchcock verneigt hätte. Schließlich kreierte er mit der Figur des ?Peck? einen so smarten wie beängstigenden Charakter, wie sich beim überraschenden Showdown zeigt. Wenn man dann noch nicht vom Schlag getroffen ist! -Ravi Unger