Bankiers unterm Hakenkreuz

Christopher Kopper

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 1. März 2008
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Bankiers unterm Hakenkreuz - Christopher Kopper
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Es ist ein dunkles Kapitel, wie sich die großen Banken aus eigenem wirtschaftlichen Interesse in die Dienste der Nationalsozialisten stellten. Kompetent und auf der Basis vieler Originalquellen analysiert Kopper, wie es so weit kommen konnte -- und sieht einen der Gründe dafür in der Bankenkrise der frühen 30-er Jahre. Viele große Banken trudelten damals an den Rand des Abgrunds, das Reich musste helfen und sanieren. Durch die Krise konnte das Reich Einfluss auf die personelle Zusammensetzung der Bankvorstände nehmen. Vor der Machtergreifung der Nazis hielt sich die große Mehrheit der Bankiers auf Distanz gegenüber den Nationalsozialisten, Antisemitismus galt als Absurdität. Doch als Hitler ans Ruder kam, hatten die Bankiers wenig Probleme mit dem neuen politischen Kurs ? und entfernten in vorauseilender Anpassung an die Politik der Reichsregierung jüdische Top-Leute aus ihrem Unternehmen. ?Schon im ersten Jahr der NS-Herrschaft wurden fast alle jüdischen Vorstandsmitglieder aus ihren Ämtern gedrängt?, berichtet Kopper. ?Damit ging eine lange Tradition deutsch-jüdischer Bankiers zu Ende.? In vielen einzelnen Porträts, spannend, aber ohne Historikerjargon, erzählt Kopper, was damals geschah (leider ausschließlich auf die Vorstände der Banken konzentriert ? der kleine Bankangestellte ist für ihn kein Thema.) Es ist eine Lektüre, die wütend macht. Die jüdischen Mitglieder der Geschäftsleitung wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, oft auf kränkende Weise zum Rücktritt gezwungen, Solidarität oder Mitgefühl waren rar. Manche der jüdischen Spitzenbanker schafften es, ins Ausland zu entkommen, andere wurden deportiert und kamen in Konzentrationslagern um. Derweil finanzierte allein die Dresdner Bank zahlreiche Enteignungen jüdischen Eigentums und gründete sogar eine spezielle ?Arisierungsabteilung?, was heute wie eine grausige Parodie des Business-as-usual erscheint. Die SS wurde einer der Großkunden der Dresdner Bank, und auch von den anderen Banken lehnte es keine ab, Geschäfte mit den neuen Machthabern zu machen. Im Gegenteil, denn die Rendite stimmte. Viele Bankiers, die im Dritten Reich eifrig mitgemischt hatten, konnten ihre Karriere nach dem Krieg erschreckend problemlos fortsetzen: die ?Entnazifizierung? der Bankenelite durch die aliierten Besatzungsmächte und die deutschen Behörden war widersprüchlich, oft inkonsequent und stellenweise, so Kopper, eine Farce. Poetische Gerechtigkeit gibt es eben doch nur im Roman. -- Nina Hesse