Wohin du mich führst

David Grossman

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. Juni 2003
Verkaufsrang: 6036 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783423621380
ASIN: 3423621389 (Amazon-Bestellnummer)
Wohin du mich führst - David Grossman
Kein bisschen kitschig und doch unglaublich tief ist diese Liebes- und Abenteuergeschichte von David Grossman, deren Schauplatz Jerusalem ist. Assaf und Dinka, ein Junge und ein Hund hetzen kreuz und quer durch die Stadt auf der Suche nach Tamar. Klingt ganz einfach und ist es doch ganz und gar nicht.
Tamar ist die Besitzerin des Hundes, dessen Nase und Gespür Assaf an Orte und zu Menschen führen, die bisher in seinem Leben keinen Platz gehabt hätten. Und doch hat er, so scheint es, genau diesen Menschen Stühle frei gehalten in seinem Inneren. Er erfährt bruchstückhaft das Leben von Tamar, plagt sich mit Fragen und schließlich mit einer unbändigen Vorfreude auf die Geheimnisvolle.
Der Tag, an dem Tamar unter unglaublich spannenden Umständen ihren Hund verliert, ist der Tag, an dem die Leben von Assaf und Tamar aufeinander treffen. Doch bricht der Autor Grossmann die Zeitschienen auf, lange vor diesem Tag kennen die Leser Tamar bereits, wissen, was sie seit Wochen durchgemacht hat, um ihr Ziel zu erreichen - wissen, wieso sie seit Wochen als vermisst gilt und auf der Straße lebt.
Tamar und Assaf haben beide eine Aufgabe, deren Erfüllung zunächst unmöglich scheint: Sie will einen lieben Menschen aus einer nahezu aussichtslosen Lage befreien und bricht dafür unerschrocken mit allen Regeln, die bisher ihr Leben bestimmt haben. Assaf soll mithilfe eines - zugegebenermaßen recht schlauen Hundes - dessen Besitzerin finden und bricht ebenfalls aus seinem Leben aus - auch wenn er das selbst erst spät merkt.
Obwohl von vorne herein klar ist, dass Assaf und Tamar, wenn sie sich denn finden sollten, wunderbar zueinander passen würden, wirkt die Geschichte nie platt oder durchsichtig. Dazu sind die Hauptpersonen zu spannend, die Geschichte zu abgefahren - da gibt es die weise Theodora, die seit 50 Jahren ihr Haus nicht verlassen hat, da ist Nashorn, der bärenstarke Fast-Schwager von Assaf und da gibt es Pizzabäcker und verrückte Sternenseher, die den Weg der beiden begleiten. Die Sprache Grossmans ist klar, sie lässt Gefühle deutlich werden, sie lässt Angst und Hoffnung der Beteiligten zum Leser gelangen.
Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, gehört zu den bedeutendsten Erzählern israelischer Gegenwartsliteratur. -Petra Breitenbach