Das Verlies

Andreas Franz

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. August 2004
Verkaufsrang: 11043 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783426624456
ASIN: 3426624451 (Amazon-Bestellnummer)
Das Verlies - Andreas Franz
Eigentlich darf man sich ja freuen, wenn einem der Klappentext eines Krimis den neuen Roman "von einem der besten Spannungsautoren Deutschlands? ankündigt. Noch besser, wenn die kurze Inhaltsangabe für die folgenden 460 Seiten eine spannende Geschichte ankündigt:
Der reiche Autohändler Rolf Lura ist offenbar ein allseits beliebter und erfolgreicher Geschäftsmann. Als er eines Tages spurlos verschwindet, wird die Sache zu einem Fall für die Frankfurter Kommissarin Julia Durant und ihr Ermittlungsteam. Sie muss bald erkennen, dass in dieser wohlsituierten Welt der Reichen und Schönen nichts ist wie es scheint: Der skrupellose Erfolgsmensch Lura zeigte sich hinter den Kulissen nicht nur gegenüber seiner Frau Gabriele und seinem 12jährigen Sohn Markus als brutaler und gnadenloser Tyrann, sondern lebte seine Perversionen auch an Angestellten und "Freunden? aus. Doch was ist mit Lura geschehen? Wurde er entführt? Der Fall wird noch mysteriöser, als seine Frau und sein Anwalt ebenfalls verschwinden ...
So weit, so gut. Wir sind etwa auf Seite 150 angelangt und steuern dort bereits auf den Showdown zu. Dabei befinden wir uns mittendrin in des Wohlstandsbürgers Alptraum, in dem das Böse regiert. Doch leider bietet der siebte Psychothriller um die Frankfurter Ermittlerin Julia Durant nicht die versprochene Spannung. Über den verfrühten Showdown und einigen schnell aufgebrauchten Überraschungseffekten scheint Andreas Franz seinen Erzählfaden zu verlieren. Danach wirkt sein Plot zunehmend konstruiert: Zusammen mit Kommissarin Durant kennen wir den Täter sehr früh. So wirkt ihre umständliche und verzweifelte Suche nach Indizien einige Male sehr gekünstelt. Die Spannung weicht langen, unglaubwürdigen Dialogen und Verhören, die mit einem klischeehaften Fortgang der Handlung und trivialen psychologischen Mustern einhergehen.
Andreas Franz baut zu sehr auf seine bewährten Zutaten: Eine deftige Portion Sex & Crime, dazu ein Schuß "Psycho? vermischt mit Sozialkritik, die "zum Nachdenken? (Franz) anregen soll; dann noch eine kluge und sympathische Ermittlerin, mit der er diese Versatzstücke von Thriller zu Thriller fortspinnen kann. Dass er diesen schematischen Handlungsaufbau mit zum Teil sehr derber Sprache anreichert, macht seinen Thriller nicht lesenswerter - ganz zu schweigen von seinen ständig wiederkehrenden Sprachmustern (man beachte z. B. das notorische Grinsen der Protagonisten).
Der Autor wird seinem Ruf, den er vor allem mit Romanen wie Das achte Opfer begründet hat, hier leider nicht gerecht. Unterm Strich findet man in Das Verlies also sicher nicht das Schlüsselwerk eines "der besten Spannungsautoren Deutschlands?, sondern vielmehr leichte Unterhaltung, bei der man sich allerdings von so manchen Ungereimtheiten nicht stören lassen darf. -Christian Koch