Das Ärztehasserbuch: Ein Insider packt aus

Werner Bartens

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. Mai 2007
Verkaufsrang: 135049 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783426779767
ASIN: 3426779765 (Amazon-Bestellnummer)
Das Ärztehasserbuch: Ein Insider packt aus - Werner Bartens
Gewiss: Der Titel des Buches zielt offenbar darauf, vorhandene Ressentiments zu bedienen. Das steigert, so hofft man wohl, den Verkauf. Und tatsächlich werden Leser, die Das Ärztehasserbuch vor allem deshalb kaufen, um sich in ihren (Vor-)Urteilen bestätigen zu lassen, nicht enttäuscht. Mit Fallbeispielen von ärztlicher Verrohung, Ignoranz und Fehlbehandlungen sonder Zahl, mit denen Werner Bartens uns die Missstände im Krankenhausalltag vor Augen führt, versucht er - von Haus aus selber Arzt - seine These zu belegen, dass das Gesundheitssystem, aber auch die Ausbildung der Ärzte grundlegend reformiert werden muss.
Das Muster kennen wir und es darf den kritischen Leser misstrauisch machen! Doch (leider!) haben sich, wie Bartens glaubhaft versichert, sämtliche im Buch geschilderten Fälle - zu viele, um als "Einzelfälle" durchzugehen - wirklich so zugetragen. Und wer sich auch nur ein bisschen im Gesundheitswesen auskennt, dem werden schnell etliche ganz ähnliche Geschichten einfallen.
Bartens hat am eigenen Leib erfahren, wie schnell man als Klinikarzt in genau die Verhaltensmuster verfällt, die er in seinem Buch beklagt. Unter der Überschrift "Selbstdiagnose" schildert er, wie er als junger Assistenzarzt einer (unnötig) besorgten Patientin auf ihre doch immerhin sehr ernsthafte Frage: "Herr Doktor, muss ich sterben?" nur beiläufig, ohne auf die seelische Not der Frau einzugehen, antwortete: "Sterben müssen wir alle mal." Immerhin bemerkte der Autor, wie unangemessen seine lakonisch hingeworfene Antwort war. Doch zutiefst erschrocken darüber, dass er ganz offenbar auf dem besten Wege war, gegenüber dem Leid Anderer abzustumpfen, Patienten zunehmend als Bedrohung zu empfinden und immer öfter auch "über die schlechten Witze zu lachen, die immer wieder von den Ärzten über die Kranken gemacht wurden", hat er wenig später den Arztberuf aufgegeben. Doch er hat nicht aufgehört darüber nachzudenken, woran es denn liegen könnte, dass es so vielen "idealistischen Novizen im Medizinstudium" nicht gelingt zu den Ärzten zu werden, die sie zu Beginn ihres Studiums doch hatten werden wollen.
Eine für Studenten, Ärzte wie Patienten gleichermaßen lesenswerte und zum gegenseitigen Verständnis beitragende Lektüre! - Alexander Dohnberg, Literaturanzeiger.de