Jurek Beckers Neuigkeiten an Manfred Krug & Otti

Jurek Becker

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 1997
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Jurek Beckers Neuigkeiten an Manfred Krug & Otti - Jurek Becker
Was für ein schöner Nachruf auf einen verstorbenen Freund! Das hätte Jurek Becker gemocht. Kein hohles Verlustgeheul, obwohl der Verlust heulen machen möchte, kein grämliches Erinnerungsszenario, obschon man sich grämen möchte, sondern einfach Postkarten aus vierzig Jahren einer Freundschaft. Das ist Manfred Krugs Art, seinem Freund Lebewohl zu sagen.
Auf die Idee kam er im April 1997, bei einer Abschiedsfeier zu Jurek Beckers Gedenken in der Berliner Akademie der Künste. Man las aus seinen Werken. Krug zog einige der Postkarten hervor, und das schallende Gelächter im Publikum beim Verlesen machte ihm klar, dies ist die angemessenste Art der Trauerarbeit.
Die beiden Männer, der Schriftsteller und der Schauspieler, lernten sich 1957 in der DDR kennen und kamen nicht mehr voneinander los. Und schon von Anfang an pflegten sie sich Ansichtskarten zu schicken. Es waren dies oft Karten von gediegener Scheußlichkeit: leckere Fünfzigerjahre-Ostbeauties, den Körper im engen Mieder biegend, schielende Katzen, Alligatoren reitende US-Damen in quietschbunten Badeanzügen oder saltoschlagende Klavierspieler. Manfred Krug hält die Mitteilungen Beckers für das beste, was er je geschrieben hat. Ja, ja, Jakob der Lügner, Bronstein usw. Aber man spürt Wahrhaftigkeit in dieser Alltagssprache, die kein Kritikerauge fürchten muß. Da werden Kräche brieflich gekittet, launige Grüße an Ehefrauen übermittelt (in Beckers Fall an wechselnde), dann wieder bettelt Krug um weitere Folgen von Liebling Kreuzberg, was ihm Becker schlitzohrig abschlägt.
So geht das also ein ganzes Leben lang, und je mehr dieser kleinen Kunstwerke man liest, desto heiterer und gleichzeitig trauriger ist man gestimmt. Man kennt den Ausgang. Krebs, ein tapferer Jurek Becker in einem letzten Spiegel-Interview - und Schluß. Was für ein schöner Nachruf, Herr Krug! Bong Soa, Jurek. -Ravi Unger