Rotkäppchen

Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Susanne Janssen

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom Sept. 2001
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Rotkäppchen - Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Susanne Janssen
Es ist noch gar nicht so lange her, da zauberte uns Daniela Chudzinski in ihrer federleichten Zeichnerversion von Rotkäppchen der Gebrüder Grimm beim Betrachten der Bilder statt Angst und Schrecken ein wohliges Lächeln in die Mundwinkel. Da sprang der Zeichenstift so unbefangen über das blumenreiche Buchpapier wie die sympathische, Seilchen hüpfende Titelfigur in den dunklen Wald. Über die grausamsten Stellen hatte Chudzinski den Mantel des Schweigens gehüllt -- beziehungsweise den Vorhang des großmütterlichen Himmelbetts gezogen, aus dem dann Oma und Enkelin zu guter Letzt unversehrt hervor kamen. So konnte selbst Kindergartenkindern Rotkäppchen beim Vorlesen nicht schwer wie Wackersteine im Magen liegen.
Von derartigen illustratorischen Abschwächungen des nun wirklich sehr grausigen Märchens will Susanne Janssen offenbar nichts wissen: Bei ihr fletscht der Wolf wirklich fürchterlich die Zähne, und hat am Ende, während er vom Rotkäppchen mit riesigen Steinen gefüllt wird, sogar ein schwarzes Loch als offen gelegten Bauch. Dass sich aber auch in dieser kunstvollen Fassung Kinder ab fünf Jahren nicht wirklich gruseln müssen, liegt an den seltsam surreal wirkenden, märchenhaften Bildern, durch die Rotkäppchen schlafwandlerisch, ja fast schon melancholisch-traumverloren kippt und wandelt. Dieser zauberhaft verfremdende Stil nimmt selbst dem riesigen Maul des Wolfes seinen realistischen Schrecken. So haben beide Varianten -- die softe von Chudzinski ebenso wie die näher am gruseligen Original bleibende von Janssen -- ihren ganz eigenen, märchenhaften Reiz. Und Janssens Rotkäppchen wird aufgrund der virtuosen Zeichnungen sogar noch den ein oder anderen Erwachsenen faszinieren können. --Thomas Köster