Über Tiere

Elias Canetti

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 18. Februar 2002
Verkaufsrang: 142704 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783446201279
ASIN: 3446201270 (Amazon-Bestellnummer)
Über Tiere - Elias Canetti
Welchen Wert hat das Tier in unserer Welt? Denkt man darüber noch nach, außerhalb der Diskussionen über Klon-Schafe und Rinderwahnsinn? Sind die Haustiere der Stadtbewohner wirklich nur seelische Mülleimer? Sind wir für den Mythos des Tiers unempfindlich geworden? Die Idee, aus Elias Canettis Werk Gedanken über Tiere herauszufiltern, ist erstaunlich erregend. Erweisen sich doch seine Texte, die in dem langen Zeitraum von 1935 bis 1993 entstanden sind, als brandaktuell. Canettis Überlegungen führen über banale Fragestellungen weit hinaus.
Über Tiere versammelt Ausschnitte aus dem dichterischen und philosophischen Werk Canettis. Seine lebenslange Auseinandersetzung mit dem Thema Masse und Macht und in dem Zusammenhang mit der Individualität des Menschen führt gleichermaßen zu einer Auseinandersetzung mit dem Tier. Die zitierten Märchen, naturwissenschaftlichen Beobachtungen, persönlichen Erlebnisse und Aphorismen lassen die Neigung des Autors, im Tier den unverzichtbaren Ausgleich zum Menschen zu sehen, erkennen. Die menschliche Identität ist durch das Sprachverhalten bestimmt, das "Schweigen" des Tieres ist das Geheimnnis, in dem alle Mythen angelegt sind.
In unserer Zeit, in der sich die Mythen immer stärker in eine außerirdische Welt verlagern, ist es auffallend, wie sehr das Tier in diese Fantasien miteinbezogen wird. Das Tier ist nicht nur unsere materielle Lebensgrundlage, es ist auch Nährboden für Geist und Seele. Daher ist die Würdelosigkeit im Umgang mit Tieren vernichtend für die Humanität. Canettis beinahe verzweifeltes Plädoyer gegen die menschliche Arroganz gegenüber dem Tier ist knapp: "Nur angesichts ihrer Gestalten und Stimmen können wir Menschen bleiben."
Das sehr geschmackvoll gestaltete Buch mit dem klugen Nachwort der Schriftstellerin Brigitte Kronauer ist ein ideales Geschenk. Es trotzt der Gefahr der Banalisierung und legt einen winzigen Samen in die Seele über das Tier in uns. -Beatrice Simonsen