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Roman in Briefform nennt sich das neueste Buch von Antonio Tabucchi, einem der meistgelesenen und höchstgelobten Schriftsteller Italiens. Nun, das ist ein kleiner Etikettenschwindel: Zwar besteht das Buch ausschließlich aus Briefen, doch zu einem Romangeschehen fügen diese sich nicht: Wir haben es mit keinem Briefwechsel zwischen zwei oder mehr handelnden Personen zu tun, sondern mit lauter Einzelbriefen, die - mit einer einzigen Ausnahme - immer von Männern an mal ferne, mal nahe Frauen geschrieben sind. Doch das macht nichts. Denn dieses Buch, das einem Erzählungsband näher ist als einem Roman, ist wundervoll. Jeder der Briefe erzählt eine Geschichte, die mal von erfüllter, mal von unerfüllter Liebe handelt, mal von Sehnsucht und mal von Überdruss, mal von Glück und mal von Enttäuschung, mal von einem zärtlichen Anfang und mal von einem bitteren Abschied. Mit ungebärdiger Fantasie gelingt es Tabucchi, dem größten Thema der Weltliteratur, der Liebe, wie sie entsteht und wie sie vergeht, immer neue Fassetten abzugewinnen. Am überzeugendsten ist dabei der sprachliche Reichtum: Tabucchi, ohnehin bekannt für seine Ausdrucksvielfalt, zieht alle Register und ist in der Lage, jeder dieser so verschiedenen Geschichten einen ganz eigenen, perfekt passenden Ton zu verleihen. Es wird immer später ist kein einfaches Buch. Viele der Brieferzählungen haben Fallstricke und laufen auf subtile Pointen hinaus, die man nur mitbekommt, wenn man sehr aufmerksam und konzentriert liest. Diese Aufmerksamkeit hat das Buch aber verdient, und wenn man sich darauf einlässt, wird man reich belohnt werden. -Christoph Nettersheim |
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