Abendland

Michael Köhlmeier

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 25. Aug. 2007
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Abendland - Michael Köhlmeier
Der 58-jährige österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier ist mit Kurzgeschichten und mit Nacherzählungen antiker Mythenstoffe bekannt geworden: mit der kleinen, dramatischen Form, in der von der Entstehung der Gewalt und der Liebe, aber auch vom Werden der Welt die Rede war. Jetzt hat er sich der großen, epischen Form verschrieben, dem gesamten Abendland zudem - Weltgeschichte, verknüpft mit einer Biografie.
Auf dem Sterbebett erzählt der greise Mathematiker Carl Jacob Candoris, der immer wieder nur knapp am Nobelpreis vorbeigeschliddert ist, dem befreundeten Schriftsteller Sebastian Lukasser seine Geschichte. Candoris ist Zahlenjongleur und Musikfan, er hat gegen die Nazis gekämpft und war bei den Nürnberger Prozessen anwesend, war befreundet mit der Mathematikerin Emmy Noether und der später heilig gesprochenen Edith Stein. Er hat also viel zu erzählen, und die rund 800 Seiten von Abendland nutzen den Stoff, um die Zeit der K.u.K.-Monarchie, des ersten und zweiten Weltkriegs, des Kalten Kriegs und des deutschen Herbstes am geistigen Auge des Lesers vorbeiziehen zu lassen. Verknüpft hat Köhlmeier die Geschichte Candoris' mit der Autobiografie seines Biografen Lukasser, vor allem aber mit der Geschichte von dessen Vater Georg, der Alkoholiker und begnadeter Musiker gewesen ist, ein Genie des Jazz und einer, der der elektronischen Musik die Wege wies.
Nebenaspekte des Abendlands im 20. Jahrhundert werden Nebenfiguren, Freunden und Geliebten angedichtet, und es ist schon erstaunlich, wie bei einer derart ungeheuerlichen, ja fast schon künstlichen erzwungenen Konstruktion ein derart lesenswertes Panorama des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Köhlmeier ist das Unmögliche gelungen. Vielleicht ist Abendland kein Jahrhundertroman, aber er ist der kluge und lesenswerte Entwicklungs-, Familien- und Künstlerroman eines ganzen Jahrhunderts. - Stefan Kellerer, Literaturanzeiger.de