Zähne und Klauen

T. C. Boyle

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 9. Febr. 2008
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Zähne und Klauen - T. C. Boyle
Eigentlich ist im Erzählband Zähne und Klauen des US-amerikanischen Kult-Autors T.C. Boyle wieder alles so wie immer: die Männer sind Looser (und wissen das auch). Besoffen sitzen sie an langen Tresen, um sich sinnlose Footballspiele anzusehen und mit Bar-Bekanntschaften belanglose Gespräche über die Chancen ihres Teams zu führen. Und irgendwann passiert etwas, das ihr armseliges Leben völlig aus der Bahn wirft - nicht zuletzt, weil es ja noch die Frauen gibt.
In der Titelgeschichte von Zähne und Klauen ist dieses Etwas ein Raubtier im Käfig, das ein Unbekannter neben dem Ich-Erzähler auf die Theke hievt - und dann für immer verschwindet. Der Erzähler nimmt das wilde Tier mit nach Hause: auch, weil die hübsche Bedienung der Bar das irgendwie von ihm verlangt. Aber das Mädchen ist vergeben, das Raubtier verwüstet allmählich die Wohnung, selbst die letzte Rückzugsbastion des Helden ist so bald für immer zerstört. Vielleicht ist die Raubkatze längst aus seinem Zimmer ausgebrochen, als der Ich-Erzähler eines Tages von einer Sauftour wieder nach Hause kommt. Eigentlich sollte er die Wohnung meiden. Aber er tritt ein. ?Und dann - ich weiß nicht, warum - schloss ich die Tür hinter mir.?
T.C. Boyle ist - gemeinsam mit Haruki Murakami natürlich! - unzweifelhaft der Größte. Irgendwie schafft es der 1948 geborene Schriftsteller nicht, einen Satz zu schreiben, der langweilig, uninspiriert oder dumm klingen würde (auch wenn ihm das im Roman Ein Freund der Erde oder der Erzählsammlung Schluss mit cool von 2001 mehrmals fast gelungen wäre). Auch in Zähne und Klauen macht er wieder alles richtig. Da gibt es kein falsches Wort, keine plumpe Wendung. Und selbst da, wo es plump und platt zu werden droht wie in der Erzählung über den vermeintlichen Umfalltod einer pubertierenden Tochter, der mit der Katastrophe eines Asteroideneinschlags auf Yucatán vor fünfundsechzig Millionen Jahren kombiniert wird, kratzt Boyle am Schluss doch noch die Kurve und präsentiert ein Ende, das wie eine Bombe alle Illusion zerschlägt. Besser kann man eigentlich nicht schreiben.
Wenn man nicht gerade zu Ein Freund der Erde oder Schluss mit cool greift, kann man eigentlich jedes der Boyle?schen Bücher lesen. Auch Zähne und Klauen ist wieder ein Meisterwerk, in dem das Banale, Nebensächliche ins leise Tragische, melancholisch Traurige abgleitet. Große Literatur, wie immer. - Thomas Köster, Literaturanzeiger.de