Zwei Atombomben dankend erhalten: Alltag im Iran des Ahmadinedschad

Antonia Rados

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 10. Oktober 2007
Verkaufsrang: 295232 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783453143029
ASIN: 3453143027 (Amazon-Bestellnummer)
Zwei Atombomben dankend erhalten: Alltag im Iran des Ahmadinedschad - Antonia Rados
Antonia Rados, deutsches Pendant zur CNN-Legende Christiane Amanpour, berichtet seit Jahren für RTL und n-tv aus den Krisenregionen Afghanistan, Irak und Iran. Rados? präziser Reportagestil, vorgetragen zumeist unter Kopftuch und züchtigem Mantel, wurde mit dem "Deutschen Fernsehpreis", und dem renommierten "Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis" mehr als adäquat gewürdigt. Umso irritierender, welcher Teufel oder nicht vorhandene Lektor Frau Rados eigentlich zu diesem flapsig ironischen Ton verleitet, der ihren Büchern innewohnt? Über mehr als vierzig Seiten hinweg die eigene wie auch die Findigkeit iranischer Frauen im Umgang mit Tschador und Kopftuch aus allen modischen Blickwinkeln erörtern? Auspeitschungen dabei en passant zu streifen, als handle es sich um eine von den Mullahs auferlegte Strafarbeit? Diese Leichtigkeit des Seins verblüfft einigermaßen.
Den "Alltag im Iran des Ahmadinedschad" zu porträtieren, hat Frau Rados sich auf die Fahnen geschrieben. Jener "Republik der allgemeinen Verunsicherung" (Rados), in der Atomgelüste wuchern, ein Präsident herrscht, dem buchstäblich alles zuzutrauen ist, und eine sittenstrenge Armada von Revolutionswächtern die Anweisungen des Propheten gnadenlos umzusetzen pflegt. Hier sucht und findet Rados ihr erwartbares Personal: Ja-Sager und Konformisten ohne tiefere Überzeugung, die sich mit dem Terror irgendwie arrangiert haben und an Atomwaffen grundsätzlich nichts wirklich Schlimmes finden, solange Pakistan und Israel sie auch besitzen. Demgegenüber steht eine wahre Armee aus IM-artigen Spitzeln, glühenden USA- und Israel-Hassern, die den Iran erst wirklich zum angstbesetzten Albtraumgebiet machen.
Neben jungen Regimekritikern und einer "Kleinen Ahmadinedschad-Psychologie", präsentiert Rados aber auch ihre Bekannte Shala, ein naiv apolitisches Wesen, das in seiner Sucht nach westlichem Lifestyle fast schon wieder wie ein Ausbund an Subversivität wirkt. Rados berichtet vom Doppelleben jedes "normalen" Iraners, will er die Gängeleien der Mullahs umgehen, sowie ? natürlich - von den Fallstricken und Schikanen im Zusammenhang mit der eigenen journalistischen Tätigkeit. Wer wirklich Neues erfahren möchte, dem sei weiterhin Rados? tägliche Berichterstattung im TV empfohlen. Ihr in Buchform gepflegter, schnoddriger Sound, im gnadenlosen Aufspüren von Lachern dem Leichtgewichtsstil eines Wladimir Kaminer nicht unähnlich, konterkariert die oft dramatische Lage derer, über die berichtet wird. ?Ravi Unger