American Gods: Roman

Neil Gaiman

Taschenbuch
Ausgabe vom 18. Mai 2005
Verkaufsrang: 17287 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783453400375
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American Gods: Roman - Neil Gaiman
Selten ist ein Roman mit so viel Vorschusslorbeeren an den Start gegangen: American Gods wird als Meisterwerk eines neuen Stephen King gefeiert, als Schaffenszenit eines Autors, der mit seiner Sandman-Comicserie ein ganzes Genre neu definiert hat. Dabei hat sich Neil Gaiman mit seinen beiden ersten Romanen nicht eben mit Ruhm bekleckert. Niemalsland ist eine nur mäßig inspirierte Umsetzung einer BBC-Fernsehserie und Sternwanderer eine fantasievolle Hommage an Hope Mirrlees' Klassiker Flucht ins Feenland.
American Gods spielt da schon in einer anderen Liga. Hauptfigur ist Shadow, eine eher zwiespältige Gestalt, die nach einer dreijährigen Gefängnisstrafe in die Freiheit entlassen wird, nur um sich mit dem Tod seiner Frau und seines besten Freundes konfrontiert zu sehen, die ein Verhältnis miteinander hatten. Notgedrungen nimmt er einen Job bei einem merkwürdigen alten Mann an, der sich "Wednesday" nennt. Wednesday entpuppt sich als Inkarnation des nordischen Gottes Odin und ist nur einer von zahlreichen übermächtigen Wesen, denen Shadow auf seiner Reise durch das Herz von Amerika begegnet.
Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass der nordamerikanische Kontinent nicht nur die Heimat von Menschen aus der ganzen Welt geworden ist, sondern auch von Güttern aus den unterschiedlichsten Mythologien und Religionen. Wie schon bei Sandman zaubert Neil Gaiman mit großer Virtuosität Figuren und Geschichten aus allen Kontinenten aufs Tableau und lässt seine Leser eine ihnen bekannte Welt mit völlig neuen Augen sehen.
American Gods überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite - liebevoll gezeichnete Protagonisten, eine spannende und vielschichtige Handlung, unaufdringliche Kritik am Selbstbild der USA und ihrer Bewohner. Allerdings ist der Roman auch eindeutig das Werk eines Briten, der einen Blick auf die ehemalige Kolonie wirft, die sich längst zur Weltmacht aufgeschwungen hat. Entsprechend sind die Vergleiche mit Stephen King und anderen US-Bestsellerautoren zwar schmeichelhaft, aber unangemessen.
An der deutschen Ausgabe wiederum stört nicht nur die reißerische Aufmachung, sondern vor allem die Entscheidung von Verlag und Übersetzer, Titel und Namen im Original stehen zu lassen, eine Unsitte, die aus Filmsynchronisierungen nur allzu bekannt ist. Nichtsdestotrotz: American Gods erfüllt die hohen Erwartungen und dürfte bald zu jener kleinen Zahl fantastischer Romane gehören, die als Messlatte für das ganze Genre gelten. -Felix Darwin