Der Meisterschüler: Roman

Jacques Berndorf

Taschenbuch
Ausgabe vom 8. März 2011
Verkaufsrang: 316703 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783453435346
ASIN: 3453435346 (Amazon-Bestellnummer)
Der Meisterschüler: Roman - Jacques Berndorf
Für seinen dritten Agententhriller nimmt Jacques Berndorf ein reelles Ereignis zum Ausgangspunkt: die Anschläge in Mumbai vom 28. November 2008, bei denen Terroristen an zehn viel besuchten Orten in der Stadt ein Blutbad anrichteten und fast 300 Menschen töteten. Eines der Ziele war eine jüdische Einrichtung, und während das Morden ansonsten ein wahlloses Gemetzel war, wurde dort (hier beginnt Berndorfs Fiktion) vor der Linse einer öffentlichen Überwachungskamera eine Frau gezielt hingerichtet. Die Agenten der sogenannten Operation Crew des Bundesnachrichtendienstes, die wir schon aus Berndorfs vorherigen BND-Thrillern Ein guter Mann und Bruderdienst kennen, beginnen zu ermitteln, denn bei dem Opfer fand sich ein Plastikkärtchen mit der Inschrift "Im Namen Allahs" ? genau so eines, wie wenig später in Köln neben der Leiche eines katholischen Priesters lag, der sich vehement gegen den Bau einer Moschee eingesetzt hatte. Bald tauchen weitere solcher Kärtchen auf, an Schauplätzen von Morden überall auf der Welt...
Die Jagd nach dem Attentäter, offenbar ein Einzeltäter, der sich auf einem obskuren Vernichtungsfeldzug befindet, ist nicht der einzige Fall, der die BND-Agenten in Atem hält: Denn Agentin Svenja Takamoto befindet sich undercover in Pakistan, um eine ihrer Verbindungspersonen zu treffen: die Frau des Vizepräsidenten des pakistanischen Geheimdienstes. Dieser musste aus politischen Gründen plötzlich untertauchen, und Svenja steht vor der Aufgabe, ihn und seine fünfköpfige Familie außer Landes zu bringen, ohne dass die Polizei und der Geheimdienst dies bemerken. Und dann müssen die Agenten der Operation Crew auch noch einem schmutzigen Hinweis folgen: Die CIA soll auf deutschem Boden, in einer Militärbasis in der Eifel, afghanische Terrorverdächtige mit illegalen Foltermethoden verhören...
Berndorfs dritter BND-Thriller ist sein bisher bester. Neben starken, sehr präzisen Dialogen und einer gelungenen Verzahnung des Geschehens mit der historischen Wirklichkeit fällt vor allem wohltuend auf, dass es sich hier nicht um eine James-Bond-artige One-Man-Show rund um den Agenten Karl Müller handelt, der noch in den beiden vorherigen Romanen viel zu herausgehoben im Mittelpunkt stand, sondern um eine Schilderung von Teamarbeit, bei der jeder das tut, was seine Aufgabe ist, und ein nachrichtendienstliches Rädchen ins andere greift: So etwa kann man sich die Arbeit beim BND wohl tatsächlich vorstellen. Eine Seuche, die viele Thriller befällt, muss jedoch leider auch hier diagnostiziert werden: Es ist im Sinne eines realistischen Erzählens vollkommen unwahrscheinlich und geradezu idiotisch, dass immer alle Erzählstränge, mögen sie zunächst noch so weit voneinander entfernt sein, zusammengeführt werden ? als gäbe es ein Gesetz der Krimiliteratur, das vorschreibt: Aus mehreren Fällen muss immer ein einzelner Fall werden, sonst ist es kein gutes Buch.
Das Gegenteil ist richtig; dass aus dem heiligen Krieger auf seinem Kreuzzug gegen die Feinde Allahs, der Operation in Pakistan und dem Eifel-Guantánamo am Ende ein großer Fall wird (wie, wird nicht verraten), ist so abwegig wie ärgerlich und hätte wirklich nicht sein müssen. - Christoph Nettersheim