Jack Nicholson: Der große Verführer

Edward Douglas

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 2. Okt. 2006
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Jack Nicholson: Der große Verführer - Edward Douglas
Noch einmal erleben wir ihn als tobsüchtigen Jack Torrance, der in ?Shining? seine Familie mit der Axt zu dezimieren versucht. Dürfen ihn im Clinch mit Jessica Lange auf dem Küchentisch beobachten, bis sämtliche Drähte glühen. Als ?Easy Rider? nimmt er Platz hinter Peter Fonda, bekommt von Polanski die Nüstern aufgeschlitzt, mischt das Kuckucksnest auf, und darf als grotesker ?Joker? in Batman seine Grimassiertechniken auf die Spitze treiben. Gerne hätten wir Jack Nicholson, den Menschen, näher kennengelernt. Doch Edward Douglas zieht es vor, uns in der aufgesetzt seriösen Manier eines Klatschreporters einen von frühkindlichen Neurosen gejagten, stets fahnenflüchtigen Weiberhelden zu präsentieren. Bettdecke gelupft also - für einen drastischen Hofbericht aus dem Harem am Mullholland Drive!
Douglas pflegt den rabiaten Hollywood-Babylon-Reportagestil, der sich am liebsten unter der Gürtellinie austobt. Allein der Prolog ?Viagra. Nein danke!? stimmt auf den biografischen Kammerton ein. Ersteres benötigt unser Mann allerhöchstens, wenn er mit mehr als einer Frau zu Bette geht; Kondome verpönt er gänzlich, wie diverse Damen kolportieren. An augenzwinkernden Infos dieser und weitergehender Art mangelt es dem Buch nicht. Überhaupt geht das ganze Sex-Gedöns laut Douglas auf ein verpfuschtes Elternhaus zurück. Vater unbekannt, die Großmutter gab sich als Mutter aus, die Schwester wars schließlich. Die perfekte Neurosenbrutstätte für ein großes Ego und ein noch größeres Frauenproblem.
Die Biografie bietet zweierlei: Schwüle Männerfantasien dürfen sich austoben am überbordenden Liebesleben eines bindungsunfähigen Dauerlovers. Weibliche Accessoires: Lara Flynn Boyle, Kim Basinger, Anjelica Houston, Michelle Pfeiffer, um nur einige Namen zu nennen. Die Nicholson-Verehrerschar nennt selbst intimste Details handfest beim Namen. Seriöse Filmfreunde halten sich eher an die beachtliche Filmografie, die neben dem üblichen Setklatsch durchaus Wissenswertes gerade über Nicholsons frühe Periode bereithält.
Dem Meister des diabolischen Grinsens (?eines der sieben Weltwunder?), wie Diane Keaton weiß, hätte man eine seriösere Biografiearbeit gewünscht. Aber wer weiß, vielleicht ist sie durchaus angemessen, wie ein staunender Blick auf das Treiben in Hollywood zeigt. ?Ravi Unger