Deutschland dritter Klasse: Leben in der Unterschicht

Julia Friedrichs, Eva Müller, Boris Baumholt

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 17. April 2009
Verkaufsrang: 100594 (je kleiner desto beliebter)
ASIN: 3455501125 (Amazon-Bestellnummer)
Deutschland dritter Klasse: Leben in der Unterschicht - Julia Friedrichs, Eva Müller, Boris Baumholt
Aus der Amazon.de-Redaktion

?Ich gehöre wieder dazu?, sagt Frank, der endlich Arbeit gefunden hat, zu seiner Freundin. Wie schwer es sein kann, ein geordnetes Leben zu führen oder dazu zurück zu finden, davon berichtet dieses Buch eindringlich. Von Familien, die der Boulevardjournalismus als ?Sozialhilfedynastien? bezeichnet. Oder einem erfolgreichen Vorstandsassistenten, der in Hartz IV abrutscht. Oder Arbeitnehmern im so genannten Niedriglohnsektor. Also Menschen, die Experten allesamt dem ?Prekariat? zuordnen, die ums Existenzminimum kämpfen und das Vertrauen in unsere Gesellschaft verloren haben oder zu verlieren drohen. Menschen, ?die eine helfende Hand brauchen?, wie SZ-Redakteur Heribert Prantl in seiner Einleitung mahnt. In der Ruhrgebietstadt Wattenscheid leben rund 22 Prozent der Einwohner von Hartz IV, deutschlandweit sogar 42 Prozent der Alleinerziehenden. So lauten einige alarmierende Zahlen. Die vorliegenden Reportagen verleihen diesen Zahlen Gesichter. Ohne zu beschönigen. Auch Teil der Wahrheit: Etwa die Hälfte aller ?Förderschüler? verbringt zwei oder mehr Stunden pro Tag vor dem Fernseher. Und in kaum einen anderen Land hängt Erfolg in der Schule stärker von der sozialen Herkunft ab als in Deutschland. Die drei jungen Autoren begleiten über Jahre hinweg typische Menschen am Rande unserer Gesellschaft. Gerade diese Ausdauer zeichnet ihre Reportagen besonders aus. Die Autoren klagen nicht an ? weder Staat noch Betroffene ?, sondern beschränken sich weitgehend auf das Beobachten und lassen die Menschen selbst zu Wort kommen. Wie sehr die soziale Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland auseinander geht ? das wird jenseits von einfachen Momentaufnahmen sensibel und aufrüttelnd dokumentiert. Auch wenn Uwe Kahl zu Wort kommt. Er war 1988 mit seiner Familie aus der DDR in den Westen geflüchtet, weil er den Kapitalismus für das bessere System hielt, doch inzwischen hat er Zweifel bekommen. Und gerade Geschichten wie diese sind es, die sehr, sehr nachdenklich stimmen.
? Herwig Slezak