Europa in der Krise - Für eine Neubegründung der europäischen Idee

Günter Verheugen

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 24. Okt. 2005
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Europa in der Krise - Für eine Neubegründung der europäischen Idee - Günter Verheugen
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?Mehrheit ist der Unsinn. Verstand ist stets bei wen'gen nur gewesen?, meinte einst Friedrich Schiller. Liegt darin ein Körnchen Wahrheit oder müssen Demokraten heute dem Dichterfürsten widersprechen? Und auf Europa gemünzt: Soll die EU-Erweiterung auch gegen den Willen von Mehrheiten fortgesetzt werden? Günter Verheugen gehört zu den unzähligen überzeugten Europäern, für die Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Menschenrechte und Minderheitenschutz die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben bilden. Folglich mahnt der SPD-Politiker junge Menschen zu Recht, den Frieden nicht als selbstverständlich zu betrachten. Außerdem tritt Verheugen der Auffassung entgegen, in Brüssel säße ein Heer von reglementierwütigen Verschwendern. Als mächtiger EU-Kommissar war Günter Verheugen politischer Architekt der Osterweiterung. Die betreffenden Passagen in diesem Sachbuch vermitteln fast den Eindruck, Verheugen löse knifflige Beitrittsfragen wie Jerry Cotton einen Kriminalfall. Vorteile und Belastungen für die einzelnen Länder hätten allerdings präziser benannt werden können. Stattdessen geht es nur vage um ?Umverteilung? und ?Solidarität?. Es liegt auf der Hand, dass die Exportnation Deutschland vom Freihandel stark profitiert. Verheugen zeigt sich sogar davon überzeugt, dass es bei der europäischen Integration ?keine wirklichen Verlierer? gäbe. Allerdings stellt sich die Frage, ob bei diesem großen Blick fürs Ganze der kleine Handwerker an der deutschen Ostgrenze nicht verloren geht. Trotzdem bleibt dieses leidenschaftliche Plädoyer, in dem der SPD-Politiker Europa in der Welt verankert und Szenarien für die Zukunft aufzeigt, echt lesenswert. Ursprünglich planten Verlag und Autor, dieses Werk mit Europa. Eine Weltmacht entsteht zu betiteln. Dann verzögerte sich der Erscheinungstermin mehrfach. Als die Referenden zum Verfassungsentwurf in Frankreich und den Niederlanden scheiterten, passte der geplante Titel nicht mehr. Ähnlich verhält es sich mit Europa: Alles braucht seine Zeit, und Bedingungen ändern sich. Ohne vernünftige Alternative bleibt jedoch die von Politikern wie Verheugen vorangetriebene europäische Integration. Und wenn dann noch die Geschwindigkeit stimmt, findet sich auch leichter eine überzeugte Mehrheit. --Herwig Slezak