Calcio: Die Italiener und ihr Fußball

Birgit Schönau

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 18. November 2005
Verkaufsrang: 185373 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783462036404
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Calcio: Die Italiener und ihr Fußball - Birgit Schönau
"Forza Italia", vorwärts Italien. So feuern Tifosi ihre Nationalmannschaft an. Und nach diesem beliebten Schlachtruf benannte Silvio Berlusconi seine politische Partei. In diesem Sinn erweist sich "Bella Italia" einmal mehr als Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem Macht und Fußball all zu gerne Hand in Hand gehen: Die Industriellen-Familie Agnelli (FIAT) und Juventus Turin halten sich ewige Treue, Ministerpräsident Berlusconi unterhält eine vergleichsweise junge Liebe zum AC Mailand. Im Ergebnis dominieren heute wie früher die Clubs aus den Industriezentren des Nordens den "Calcio" der Serie A. Einmal resultierte daraus, dass Fans in Neapel sogar die eigene Nationalmannschaft auspfiffen.
Nirgendwo anders berichten sowohl Zeitungen als auch Fernsehen so erschöpfend über Fußball wie in Italien. Wie das fußballverrückte Land wirklich tickt - davon erzählt dieses lesenswerte Taschenbuch der in Rom lebenden deutschen Journalistin Birgit Schönau. Dabei dreht es sich auch um rechte Gesinnung, kreisende Pleitegeier - und warum die Mafia nur 2. Liga, also Serie B, spielt. Fußball-Fans erfahren zudem, welch schillernde Stars sich auf dem Stiefel die Schuhe schnürten und warum der vielleicht größte italienische Stürmer aller Zeiten, Giuseppe Meazza, einmal im Pyjama ins Stadion hetzte. Und wenn das nicht wahr sein sollte, so ist es wenigstens gut erfunden, weiß wiederum der italienische Volksmund.
Die unterhaltsamen landeskundlichen Reportagen über König Fußball gehen auch in die Tiefe. Demnach respektieren Deutsche die Unparteiischen wie eine staatliche Institution. Gerade deshalb erschüttert laut Autorin Schönau der Fall Hoyzer Deutschland bis ins Mark. Für italienische Fans hingegen sind die Männer in Schwarz - ganz wie die Staatsmacht - grundsätzlich der Korruption verdächtig. Deshalb löste der deutsche Schiedsrichter-Skandal südlich der Alpen nur Schulterzucken aus. International einig sind sich alle Anhänger hingegen darin, bei der WM 2006 die eigene Mannschaft wie ein Mann zu unterstützen. Und dafür, dass Deutschland 1990 in Italien den Titel holte, steht für die "Squadra Azzura" samt Tifosi ohnehin noch Revanche aus. -Herwig Slezak