Mulatten in gelben Sesseln: Die Tagebücher (1945-52)

Harald Schmidt

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 24. Okt. 2005
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Mulatten in gelben Sesseln: Die Tagebücher (1945-52) - Harald Schmidt
Die Sturzgeburt verläuft dermaßen schnell, dass selbst die werdende Mutter nicht dabei sein kann. Später wiegen Schlummerlieder von Arnold Schönberg das Baby in den Schlaf. So beginnt das Leben, aus dem Harald Schmidt in Mulatten in gelben Sesseln erzählt. ?Die Tagebücher 1945-52? nennt der Entertainer den ersten Teil seines Werks. Darin lässt Schmidt Stätten und Gestalten der Literatur und des Films in (s)einer fiktiven Biografie aufgehen, spielt mit Jack Nicholsons angeritzter Nase im Klassiker Chinatown oder Joseph Conrads finsterem Dschungel. Und die privat geschossenen Schwarzweiß-Fotos mit wundervoll bescheuerten Bildunterschriften, aber auch die eskalierende Absurdität der sprunghaft erzählten Geschichten zeugen von einer kaum für möglich gehaltenen epischen Verwandtschaft zu Helge Schneiders wenig älterer Weltreise Globus Dei.
Der zweite Teil von Mulatten in gelben Sesseln enthält dann aktuelle Kolumnen, die bereits im Magazin FOCUS erschienen sind. Darin spricht Schmidt viele große Worte gelassen aus und erweist sich als schlagfertiger Analytiker von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seine Beiträge handeln vom goldenen Silbermarkt, von ?Harald & Maut? oder Condoleezza Rice und rauchenden Colts. Obwohl brillant wie witzig verfasst, stehen diese lesenswerten Glossen im Schatten von Teil eins.
Einmal mehr beweist Harald Schmidt, dass er nicht nur vor der Kamera Hochkarätiges leistet. Auch als Schriftsteller weiß der gelernte Schauspieler zu überzeugen - leidenschaftlich, pointenreich, hintergründig. Und während wir sehnsüchtig darauf warten, dass uns der Late-Night-Comandante aus dem Schwabenland spätabends den Marsch bläst, finden wir Trost und Erbauung in seinen kuriosen Tagebüchern und furiosen Glossen. -Herwig Slezak