Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 3. Noch mehr aus dem Irrgarten der deutschen Sprache

Bastian Sick

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 20. November 2006
Verkaufsrang: 82648 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783462037425
ASIN: 3462037420 (Amazon-Bestellnummer)
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Folge 3. Noch mehr aus dem Irrgarten der deutschen Sprache - Bastian Sick
Nun ist er da, der dritte Band von Bastian Sick, über das "Schicksal von Dativ und Genitiv, jenen fröhlichen und zugleich tragischen Helden der deutschen Grammatik." Wer die inzwischen legendären Zwiebelfisch-Kolumnen nicht regelmäßig unter SpiegelOnline verfolgt, findet hier Sicks hochkomische Exkurse zu Anglizismen, Kommata, Syntax, Adverbien - natürlich den Apostrophen - und diversen anderen Abgründen der deutschen Sprache.
Im Vorwort erzählt Sick die nette Anekdote von seinem alten Grammatik-Heft, das ihm kürzlich wieder in die Hände fiel. "Grammatick" stand in Kinderschrift auf das Heft geschrieben. Grund genug für den Autor, darüber zu sinnieren, ob "Grammatick" nicht wirklich etwas mit einem Tick, mit Spinnerei zu tun hat. Hält man sich die letzte Reform der Rechtschreibreform vor Augen, so könnte man meinen, der junge Sick hätte eine Vorahnung davon gehabt, was nicht nur Bildungspolitiker, sondern auch Werbetexter, Dönerbudenbesitzer und Friseure in den kommenden Jahren mit der deutschen Sprache an Schindluder treiben würden.
Und so sind seine Kolumnen (auch wenn nicht alles, was er anführt, wirklich neu ist) Balsam für all die Verwirrten, Erbosten und Resignierten, die gerne endlich wüssten, ob nun "Wollappen", "Woll-Lappen" oder vielleicht "Wolllappen" die derzeit korrekte Schreibweise ist. Grandios komisch ist der Band überall dort, wo der ganz alltägliche Sprachwahnsinn nicht ohne Häme dokumentiert wird. Ein schier unerschöpfliches Repertoire scheinen Friseursalons zu haben, die von "My Hair Lady" bis zum "Kopfgärtner" keine Absurdität auslassen.
All diejenigen, für die Sick inzwischen eher ein Besserwisser denn der "Deutschlehrer der Nation" ist, seien darauf verwiesen, dass die grammatikalischen Richtigstellungen in der Regel gebündelt am Ende der Kolumne präsentiert werden - wem das zu viel wird, der blättere einfach weiter.
Sick selbst benennt als Zielgruppe: "Grammatikfreunde, Goldwaagenwörterwieger, Stilblütensammler, Dialektbestauner und Anekdotenliebhaber". Zweifellos werden all diese ihm auch über den dritten Band hinaus wohlgesinnt (und nicht etwa wohlgesonnen!) bleiben. - Henrik Flor, Literaturtest

Dass Bastian Sick in seiner Sprachkolumne die Themen nicht ausgehen, liegt einerseits in der Natur der Sache. Andererseits wächst mit dem Bekanntheitsgrad des Zwiebelfischs auch die Zahl der Zusendungen von Sprachunfällen, welche wiederum Stoff für neue Kolumnen liefern. Insofern dürfen wir uns noch auf viele Folgen von Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod freuen. Monieren könnte man höchstens, dass einem beim Hörbuch etwa ein Drittel der Kolumnen der Buchausgabe vorenthalten werden. Aber dieses leidige Kürzen kennt jeder Hörbuchfan ja zur Genüge und man hat sich schon fast daran gewöhnt.
Zu bemerken ist zweitens, dass der Autor seit Folge 2 selber liest. Folge 1 wurde noch vom Schauspieler Rudolf Kowalski ganz exzellent zu Gehör gebracht. Aber auch Bastian Sick liest tadellos - er hatte auf seinen Lesetourneen auch viel Gelegenheit zu üben -, mit überraschend klarer, jungenhafter Stimme. Und er macht sogar bei Zitaten in schwäbischer oder bayrischer Mundart (z.B. ein Satz mit fünffacher Verneinung "Koana hod neamois ned koa Geld ned ghabt") eine gute Figur, was für einen gebürtigen Holsteiner wahrlich keine Selbstverständlichkeit ist.
Ansonsten geht es wieder so unterhaltsam, witzig und lehrreich zu, wie man das gewohnt ist. Für Zwiebelfisch-Fans sind die Themen allerdings nicht neu: Öffentliche Sprachverhunzung (diesmal im Visier: die Bundesbahn und Fußballprofis), grassierende Schaumschlägerei mit überflüssigen Vorsilben (absenken statt senken, vorwarnen statt warnen, anmieten statt mieten; und auch das ebenso falsche wie unausrottbare "vorprogrammieren") oder bis zur Lustigkeit verdrehte Redewendungen. Auch der Tod des Genitivs ist ? wie wir ebenso besorgt wie amüsiert vernehmen - ein andauerndes Phänomen. Bedroht wird er nicht nur vom bösen Dativ, sondern auch vom "Vonitiv", was doppelt bedenklich ist, wenn so doppeldeutige Schlagzeilen die Folge sind: "Mutter von vier Kindern erschlagen!" -Christian Stahl
Spieldauer: ca. 146 Minuten, 2 CDs, gekürzte Fassung