Glamorama

Bret Easton Ellis

Buch, Broschiert
Ausgabe vom 22. Februar 2010
Verkaufsrang: 38426 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783462042061
ASIN: 3462042068 (Amazon-Bestellnummer)
Glamorama - Bret Easton Ellis
Glamorama ist ein satirisches Massenmord-Opus, das noch kühner ist als Bret Easton Ellis' American Psycho von 1990. Es beginnt als eine ironische Persiflage auf den Unternehmer Victor Ward, Schauspieler-Dressman und Inbegriff des Zeitgeists, der sich bestenfalls für eine Fortsetzung von Flatliners eignen würde. Ellis trifft den Schickimicki-Jargon genau und gibt dem Nachtleben das Aufregende, das Tempo und den Glanz, die ihm in der tristen Realität fehlen. Promi-Namen und Modeausdrücke zitieren kann jeder, aber Ellis' Erzählstil verleiht der Sprache der Bussi-Clique, die dem Ruhm hinterhereilt, literarischen Glanz. Er besitzt einen betont kühlen Humor: Als Victors Freundin versucht, ihm die von ihm beschlossene Trennung auszureden, schnupft sie wütend sechs Häufchen Koks, hält kurz inne und murmelt "falsches Fläschchen", schnupft vier korrigierende Dosen von was auch immer sie in ihrer anderen geballten Faust hält und nimmt dann Anstoß an einer Rivalin auf der Party, die das gleiche Kleid trägt wie sie.
Man muß dabeigewesen sein, und Ellis vermittelt einem das Gefühl, daß man es war. Aber eine solche Satire ist wie eine sehr intelligente Bombe, die auf ein besonders breites Scheunentor zusteuert. Ellis' an Tom Wolfe erinnernder Sachverstand hat jedoch mehr verdient als sich nur mit der Statusangst von Models zu befassen, und Glamorama legt erst richtig los, als Victor für eine mysteriöse Gruppe von Dressman-Terroristen rekrutiert wird, die 747-Jumbos und das Ritz in Paris in die Luft sprengen und dabei Kevlar-gefütterte Armani-Anzüge tragen. Sie benehmen sich immer noch wie seichte Snobs; sprechen "cool" aus, als hätte es zwölf "o". Aber jetzt, wenn einer von ihnen ein Glas Cristal kippt, kann es sehr wohl sein, daß es vergiftet ist - mit einer entsetzlichen Wirkung, die Ellis fachmännisch und emotionslos beschreibt. Sein Enfant-terrible-Debüt Unter Null (engl. Originaltitel Less Than Zero) versuchte, Joan Didion nachzuahmen. Nun hat sich Ellis zu einer kleineren Ausgabe eines Don DeLillo gemausert - und das ist ein großes Lob. -Tim Appelo

Ein Autor von Gigasellern, ein guter Übersetzer und ein hervorragender Sprecher, was kann da schief gehen? Alles. Bret Easton Ellis, Joachim Kalka (Übersetzung) und Rufus Beck sind Opfer einer falschen redaktionellen Entscheidung geworden. Glamorama hätte ein tolles Hörspiel gegeben, als Lesung ist es eine Zumutung.
Für das obercoole Genäsele einer New Yorker Szene Entsprechungen im Deutschen zu finden: schwierig. Das Ergebnis dann so zu sprechen, dass es nicht schrecklich verkrampft klingt: sehr schwierig. Das Ganze aber obendrein noch dialogisch zu präsentieren, je nach Figur unterschieden in Gestus, Tempo, Lautstärke und Intonation: kaum lösbar.
Als wäre das nicht genug, kommt natürlich auch die Übersetzung nicht drum herum, dass alle Schauplätze (New York, New York!), alle Personennamen (das Amerikanische hält ein wunderbares Sortiment von Zungenbrechern parat) und vor allem die Markennamen (die von Ellis geschilderte Welt dreht sich mehr oder weniger um nichts anderes als um Labels) unübersetzt bleiben müssen und von Rufus Beck nun möglichst amerikanisch in Kalkas eingedeutschte Cool-Sprache eingebaut werden wollen: Finito.
Rufus Beck leistet Heroisches, hier kann er nicht gewinnen. Man mag nicht mehr folgen, es geht einem auf den Keks, Hörbuch-Verzauberung kommt nicht auf: Aus-Taste. (Lesung, Spieldauer 269 Minuten, 3 CDs) -Michael Winteroll