Guerillas. Töten für eine bessere Welt

Jon Lee Anderson

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 2005
Verkaufsrang: 54334 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783471770436
ASIN: 3471770437 (Amazon-Bestellnummer)
Guerillas. Töten für eine bessere Welt - Jon Lee Anderson
Ob sie feige Terroristen in Schande hinter hohen Gefängnismauern sterben, oder ob man ihre Führer als Nationalhelden auf den Sockel von Denkmälern hebt und ihrer Geburtstage feierlich gedenkt - darüber entscheidet allein der Erfolg oder Misserfolg ihrer Mission: Guerillas scheren sich nicht um das Kriegsvölkerrecht, tragen keine Uniform und operieren aus dem Verborgenen. Ihr Biotop ist der Hinterhalt, die Legitimation ihres Kampfes das Gute, das sie an die Stelle des Bösen zu setzen entschlossen sind, das sie und ihr Volk unterdrückt, und das hinwegzufegen sie als ihren - bisweilen göttlichen - Auftrag sehen.
Der Journalist Jon Lee Anderson, der bereits dem legendären Guerilla Che Guevara eine hoch gelobte Biographie gewidmet hat, porträtiert in seinem im englischsprachigen Original Anfang der 90er Jahre erschienenen Buch eine Reihe von Guerilla-Organisationen überall in der Welt. In Südamerika hat er Kämpfer der salvadorianischen FMLN ebenso besucht, wie die mexikanischen Zapatisten, in Afrika die Polisario-Guerilla oder in Palästina die Intifada, um nur einige herauszugreifen. In seinem lesenswerten Buch schält Anderson die strukturellen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Gruppen heraus: in der Entstehung und die darum regelmäßig gesponnenen Mythen etwa , der (Selbst-)Stilisierung der Guerilleros und die Methoden ihres Kampfes.
"Wenn die Voraussetzungen stimmen", zieht der Autor gleich zu Beginn das Fazit seiner Erfahrung, "kann in jeder Gesellschaft eine Guerillabewegung entstehen. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihnen ihre Regierung auf Dauer ihre bürgerlichen Rechte genommen hat oder sie in ihrem eigenen Land unterdrückt, dann ist es sogar wahrscheinlich, dass es irgendwann zur Gewalt kommt." Und was für die eigene Regierung gilt, das gilt auch für oft nicht konkret fassbare Regime, die vielerorts längst an Stelle der Regierung die Lebensverhältnisse bestimmen. Mit den Formen der Unterdrückung ändert sich die Taktik der Guerillas. Die Prinzipien aber und die Unerbittlichkeit ihres Kampfes bleiben die gleichen. Hinsichtlich der Ursachen und der Prinzipien ihres Kampfes bestehen, so offenbart die Lektüre, strukturell vielfältige Ähnlichkeiten zwischen den regional geführten Guerillakriegen der achtziger Jahre und dem internationalen Terrorismus heutiger Tage. - Andreas Vierecke