Der Schneeflockenbaum: Roman

Maarten 't Hart

Buch, Gebunden
Ausgabe vom Juli 2010
Verkaufsrang: 8411 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783492046343
ASIN: 3492046347 (Amazon-Bestellnummer)
Der Schneeflockenbaum: Roman - Maarten 't Hart
Jouri und den namenlosen Ich-Erzähler verbindet eine lebenslange Freundschaft. Und das, obwohl der selbstsichere Jouri seinem Freund stets die Mädchen ausspannt. So auch Frederica, die dem unerfahrenen Erzähler an einem romantischen Abend unter dem Schneeflockenbaum den Unterschied zwischen Küssen und Dauerbrenner erklärt. Eine kurze Romanze und ein lang andauernder Schmerz.
Egal, ob es Ansje, die Sandkastenliebe ist, ob sie Ria, Hebe, Frederica oder Julia heißen, immer ist Jouri zur Stelle, wenn klar ist, dass sein Freund bis über beide Ohren verknallt ist. Die Freundschaft der zwei, eine seltsame Sache, sind doch beide sehr verschieden. Jouri charmant, frech, "das Lächeln eines Engels", freundlich, aufgeschlossen, sein Freund eher introvertiert, streng religiös erzogen, laut Aussagen der Mutter "ein schlimmes Bürschchen" und gestraft mit einer "ungewöhnlichen Verdauung": ?den ganzen Tag furzt er wie ein Waldesel?. Aber dann, als Jouri nach Harvard geht, um Mathematik zu studieren, sieht sein Freund, der bezeichnenderweise Parasitologie studiert, seine Chance gekommen: "Jetzt geht?s los, dachte ich, jetzt bin ich endlich frei. Jetzt kann ich....ohne Aufpasser den Mädchen nachsteigen. Oh. Oh, die Hormone donnern durch meine Adern, ich möchte so gern vögeln".
Es war ja eigentlich nicht anders zu erwarten: wieder so ein richtig schöner, liebenswerter, kluger Maarten?t Hart- Roman: psychologisch fein gestrickten, atmosphärisch dichten und sprachlich wunderbar warmherzig. Eine Geschichte, die an Herz und Seele gehende Momente wie Perlen aufreiht, Stimmungen heraufbeschwört und selbst Buchseiten zum Klingen bringt: die klassische Musik, die zuhause tabu war und als Sünde galt, ist es, die für den streng religiös erzogenen Erzähler zur Offenbarung wird. "Diese Musik spielt man im Himmel", so empfindet er und erkennt, "dass sich in meiner Seele Kräfte verbargen, von denen ich bis dahin nichts gewusst hatte."
Vieles, so die große Liebe zur klassischen Musik kommt einem sehr bekannt vor, überall fließt hier immer wieder ein Stückchen Autorenblut und ein Stückchen Biografisches ein. Auf den ersten Blick ist dies eine flüssige, harmonische und wie gegossene Geschichte, aber auf den zweiten Blick ist es eine Hommage an die klassische Musik, die nicht nach Religion fragt, die keine Kriege kennt. "Ein verdammt schönes Stück" sagt der Erzähler immer wieder, wenn er bei Jouris Vater eine alte Schallplatte in dessen Werkstatt hört, variiert bleibt nur zu sagen: ein verdammt schöner Roman.
- Barbara Wegmann