Gott fährt Fahrrad: oder die wunderliche Welt meines Vaters

Maarten 't Hart

Buch, Gebunden
Ausgabe vom März 2006
Verkaufsrang: 291692 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783492049016
ASIN: 349204901X (Amazon-Bestellnummer)
Gott fährt Fahrrad: oder die wunderliche Welt meines Vaters - Maarten 't Hart
Geschichten wie Meditationen. Oder Kreuzwegstationen. Nichts entgeht Maarten auf seinem Spaziergang über den Friedhof. Der Molch, der über den Weg huscht, das seltene Glaskraut, das in alten Mauerritzen überlebt hat, alles ist plötzlich hochwichtig geworden. Die Furchen, die der Vater letzten Samstag noch in die Wege harkte. Der Vater! Sein Leben lang arbeitete dieser ewig fluchende, aber liebe Grobian als Grabmacher auf dem Friedhof, nun ist er selbst auf den Tod erkrankt. Krebs im Endstadium, ein halbes Jahr höchstens noch, lautete die Diagnose. Und nur der Sohn kennt die Wahrheit.
Dem Niederländer Maarten 't Hart ist ein Erinnerungsbuch an seinen Vater Pau gelungen, wie es sich zarter und schmerzlicher kaum denken lässt. "Schisshase", vom Vater seiner mangelnden Durchsetzungsfähigkeit wegen oft gehänselt, steht nun vor einer quälenden Entscheidung. Hat er die moralische Verpflichtung, den Todgeweihten von seinem unabwendbaren Schicksal zu unterrichten oder darf Verschweigen zugunsten einiger Monate in friedlicher Unkenntnis als die humanere Lösung gelten?
Da bietet auch sein geliebter Bach, Meister in Todesfragen, keinen Trost mehr. In diesem so schlagartig verdüsterten Sommer des Jahres 1973 begibt sich Maarten zurück auf eine denkwürdige Erkundungsfahrt in seine von calvinistischer Strenge geprägten Kindertage. Nach und nach erschließt sich ihm die schrullige Welt des stets fremd gebliebenen, aber geliebten Vaters - bis ein Abschied möglich scheint.
In diesen lose zusammenhängenden Geschichten um Schuldverstrickung, Tod und dessen Verarbeitung zeigt sich eine Empfindungsschärfe, wie sie in der heutigen Literatur kaum noch anzutreffen ist. Trotz des großen tragischen Anlasses sind es im Grunde oft humorige Kleinstgeschehnisse, die erst durch Maartens philosophische Brille zu Betrachtungen von universeller Größe geraten. Das ist schön, das ist traurig, das ist selten geworden. -Ravi Unger