Der Richter aus Paris: Eine fast wahre Geschichte

Ulrich Wickert

Taschenbuch
Ausgabe vom November 2010
Verkaufsrang: 3355 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783492242332
ASIN: 3492242332 (Amazon-Bestellnummer)
Der Richter aus Paris: Eine fast wahre Geschichte - Ulrich Wickert
Mit dem Namen Ulrich Wickert verbindet man vor allem dreierlei: Journalistisches Gespür, gutes Essen und eine Vorliebe für Paris. Dass "Mr. Tagesthemen" alles nun ausgerechnet in einem Roman verwoben hat, ist zunächst einmal bemerkenswert. Nicht von ungefähr aber hat Wickert seinen Plot um Mord, Verrat und Korruption im Untertitel Eine fast wahre Geschichte genannt: Ganz will er auf seine journalistischen Talente nämlich nicht verzichten. Laut Auskunft des Autors sind die meisten Fakten des Buchs - zur Pariser Justiz, zu Etablissements der Metropole sowie zu Ereignissen in Vietnam und Algerien - lang recherchiert, seit Wickerts Zeit als Frankreich-Korrespondent sogar. "Ich fabuliere nicht", bekräftigte Wickert im Intervierw.
Vor diesem Hintergrund lässt der Autor seine Hauptfigur, den Pariser Untersuchungsrichter Jacques Ricou, auf seine eigene Lieblingsinsel Martinique reisen. Doch der mutmaßliche Mörder, den er sucht, ist bereits tot. Und auch die Beziehung zu der faszinierenden Kreolion Amadée, die der Gourmet Wickert für Ricou unter anderem Waranschwanz zubereiten lässt, kann die Stimmung des Richters nur bedingt (dafür aber immer wieder) erhellen. Denn bei seinen Ermittlungen auf Martinique sticht er in ein Wespennest aus illegaler Parteienfinanzierung, Bestechlichkeit (die Affäre Elf Aquitaine!) und Geldwäsche - sowie auf eine Geschichte, die die koloniale Vergangenheit der Grande Nation unappetitlich bis an die Ufer Frankreichs zurück schwappen lässt.
Wenn ein Krimiplot auf Fakten gründet, erspart dies dem Autor oft die Not, eine glaubwürdige Geschichte zu erfinden; für Krimi-Fans ist der Umstand meist nur nebensächlich. Hier zählen Spannung, Tempo und (manchmal) Witz des Kriminalromans. Aber auch dies ist Wickert in seinem Krimidebüt gut gelungen. Ob Dichtung oder Wahrheit: Der Richter aus Paris liest sich von der ersten bis zur letzten Seite flüssig und keineswegs so trocken wie mancher Tagesthemen-Kommentar. Etwas oberflächlich, aber überaus unterhaltsam. -Thomas Köster