Umstrittene Wahrheit: Erinnerungen

Hans Küng

Buch, Broschiert
Ausgabe vom April 2009
Verkaufsrang: 213952 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783492253871
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Umstrittene Wahrheit: Erinnerungen - Hans Küng
Umstrittene Wahrheit heißt dieser zweite Band der Erinnerungen Küngs, der die Jahre ab 1968 umfasst. Ebenso wie beim ersten Band (Erkämpfte Freiheit) darf der Leser weit mehr erwarten als eine Autobiografie, die sich allein um die Person des einflussreichen Vordenkers des interreligiösen Austauschs dreht. Verarbeitet werden hier auch "Lebens-, Kirchen-, Theologie- und Zeitgeschichte". Vor allem aber die Gegenüberstellung mit einem anderen brillanten Theologen, der vom Kollegen zum hartnäckigen Widersacher wurde, macht diese "Kampfgeschichte" hochspannend: Die Rede ist von Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI.
Von Anbeginn war Hans Küng eine schillernde Figur: als er während des Theologiestudiums in Rom auffiel, in Paris promovierte und 1960 die Professur für Katholische Dogmatik in Tübingen antrat, seiner Wirkungsstätte für die folgenden Jahrzehnte. Er war theologischer Berater beim Zweiten Vatikanischen Konzil, später enttäuscht über die ausgebremsten Reformbestrebungen. Und er ging früh auf Konfrontationskurs mit der offiziellen Lehrmeinung der katholischen Kirche - immer dann, wenn die Kirchenführung Freiheiten einschränkte und dabei exegetisch-historisch auf tönernen Füßen stand. Daraus entstand etwa der frühe Bestseller Die Kirche (1967), der sich kritisch mit der direkten apostolischen Nachfolge der Bischöfe auseinandersetzte. Es folgte mit Unfehlbar? ein Meilenstein der Kirchenkritik, der an den Grundfesten des Vatikans rüttelte - ein Paukenschlag, der eine der heftigsten theologische Debatten der Nachkriegszeit auslöste. 1979 wurde Küng die katholische Lehrerlaubnis entzogen.
Viele Leser dürfte vor allem die schwierige Beziehung zwischen Hans Küng und Josph Ratzinger, heute Papst Bendikt XVI., interessieren. Beide Biografien kreuzten sich immer wieder: während der Ausbildung, beim Zweiten Vatikanischen Konzil, an der Universität Tübingen und während Küng von der Inquisiton geschasst wurde. Sie stehen für zwei konträre theologische Auffassungen in ganz zentralen Fragen - aus den Kollegen wurden erbitterte Widerstreiter. 2005, nach 22 Jahren, kam es erstmals in der päpstlichen Sommerresidenz zu einer Begegnung. Auch wenn sich Küng den einen oder anderen Seitenhieb nicht verkneift, so bemüht er sich doch um die Darstellung der Position beider Seiten.
Nach eigenen Worten ging es Hans Küng - in seinem beruflichen Wirken ebenso wie in diesem Erinnerungsband - im Kern um den "Streit um die Wahrheit, der in Freiheit zu führen ist". Die jüngsten Äußerungen der Glaubenskongregation in Rom belegen eindrücklich und auf fast erschreckende Weise, dass die katholische Kirche noch tief in den Kontroversen steckt, die Küng in den 60er-Jahren zu kritisieren begann. - Henrik Flor, Literaturtest