Speak German!: Warum Deutsch manchmal besser ist

Wolf Schneider

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 18. Januar 2008
Verkaufsrang: 1311 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783498063931
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Speak German!: Warum Deutsch manchmal besser ist - Wolf Schneider
Neu sind sie nicht die Kassandrarufe, die angesichts der Anglizismen-Flut das Ende des (deutschsprachigen) Abendlandes voraussagen. Wolf Schneider kann jedoch für sich in Anspruch nehmen, das eleganteste, originellste und amüsanteste Plädoyer verfasst zu haben - für ein bisschen weniger Service Point, Anti-Aging und Customer Relationship.
Wolf Schneider, das journalistische Urgestein, kennt die Argumente der Verfechter einer "lebendigen" Sprache, die schon immer Begriffe aus anderen Sprachen aufgenommen und integriert habe. Doch geht es Schneider und seiner Aktion "Lebendiges Deutsch" nicht darum, eine Wagenburg-Mentalität zu etablieren. Sein Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass 60 Prozent der Deutschen überhaupt kein Englisch verstehen und nur 10 Prozent sich sicher in dieser Sprache bewegen können. Dies bedeutet, dass eine Vielzahl der "Slogans" und "Claims", die über Werbeagenturen und andere Multiplikatoren verbreitet werden, gar nicht oder nur missverständlich ankommen. Die Übersicht von zurückgezogenen Werbesprüchen großer Konzerne gehört dabei zu den komischsten Passagen des Buches. So wurde Mitsubishis Schlagwort "Drive alive" (gemeint war "Lebendiges Fahren") leider nur von 18 Prozent der Bevölkerung richtig übersetzt; häufige Interpretationen lauteten: "Lebend ankommen" bzw. "Überlebe die Fahrt." Inzwischen hat das Unternehmen umgeschwenkt auf: "Heute. Morgen. Übermorgen."
Schneider fordert zu mehr Fantasie auf, zu mehr Mut, Anglizismen, die nicht nur unverständlich, sondern vielfach auch überflüssig oder einfach albern sind, aus dem eigenen Sprachgebrauch zu verbannen und neue deutsche Worte einzuführen. Dazu hat die Aktion "Lebendiges Deutsch" schon etliche Wettbewerbe durchgeführt und Empfehlungen ausgesprochen: So könnte aus Brainstorming leicht "Denkrunde" werden, aus Flatrate "Pauschale" oder aus Cursor "Blinker". Weniger elegant allerdings lesen sich Begriffe wie "Rufdienst" für Call Center oder "Hingeher" für Event. Auch scheint der Autor streckenweise ein wenig zu streng ans Werk zu gehen, wenn er Wörter wie Kreativität ("Modewort für Phantasie"), Netzwerk ("Netz") oder Technologie ("Technik") geißelt. Dafür klagt er im Zuge seiner ausführlicheren Duden-Schelte an, dass Goethes "Fraubaserei" (Schwatzfreudigkeit der Frauenzimmer) in der aktuellen Ausgabe nicht mehr aufgeführt wird.
Wolf Schneider ist als Korrespondent, Chefredakteur, Journalisten-Ausbilder und Buchautor einer der gewandtesten Schreiber in der deutschen und über die deutsche Sprache. Auch wenn er hin und wieder in allzu strengen Rigorismus verfällt, legt er ein insgesamt lehrreiches Buch vor, das sich mindestens so amüsant liest wie Bastian Sicks "Zwiebelfisch-Kolumnen". Vor allem aber macht der Band Lust mitzumachen: beim Erdenken, Ausspinnen und Herbeifabulieren neuer deutscher Begriffe, die die deutsche Sprache lebendig halten. - Henrik Flor, Literaturtest