Engel im Schnee

Stewart O'Nan

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. Juli 1998
Verkaufsrang: 105446 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783499223631
ASIN: 3499223635 (Amazon-Bestellnummer)
Engel im Schnee - Stewart O'Nan
So wie sich kleine Kinder im Winter in den Schnee werfen und mit einer Bewegung der Arme Engel im Schnee entstehen lassen, so hinterlässt Glenn im Garten seines Freundes und am Grab seiner Tochter als letzte Abschiedsgeste einen solchen Engel. Danach schultert er seine Schrotflinte und macht sich auf den Weg zu seiner Frau.
Es ist eine traurige Geschichte, die der amerikanische Autor Stewart O'Nan in seinem ersten Roman erzählt. Er greift sich eine Hand voll Menschen aus der Kleinstadt Butler in Pennsylvania, die erbittert versuchen, ihr chaotisches Leben in den Griff zu bekommen und kläglich daran scheitern.
Glenn kann nicht begreifen, warum sich seine Frau Annie von ihm getrennt hat und nach seinem gescheiterten Selbstmordversuch wendet er sich einer religiösen Sekte zu, um Sinn in sein Dasein zu bringen. Annie hingegen ist mit ihrem Job im Schichtdienst und mit der Erziehung der kleinen Tochter überfordert und reagiert mit unkontrollierten Gewaltausbrüchen auf jede kleine Unachtsamkeit des Kindes. Als die Kleine tot aufgefunden wird, gibt Glenn ihr die Schuld.
Zwischen all diesen verzweifelt um ein bisschen Glück und Sicherheit im Leben ringenden Erwachsenen erlebt der 14-jährige Art seine erste Liebe, aber auch das Auseinanderbrechen der Ehe seiner Eltern und wird zum ersten Mal mit dem Tod konfrontiert. Am Ende dieses schneereichen Winters kann sich Art sehr genau vorstellen, "wie ich die Menschen, die ich liebte, jemals würde hassen können... und das würde sich sehr lange nicht ändern".
Ein Buch voller Missverständnisse, Verzweiflung, verletzter Ehre und gekränktem Stolz. Die Menschen führen einen harten Kampf mit ihrem Leben und sie ergreifen begierig jede noch so kleine Chance, die ein Minimum an Glück und Geborgenheit verspricht, selbst wenn sie diese im Bett des Ehemanns der besten Freundin vermuten, und sie werden doch immer wieder von einem Nackenschlag des Schicksals überwältigt.
Ehrlicherweise müssten sie sich eingestehen, dass sie alles selbst herausgefordert haben und somit beständig daran arbeiten, ihr eigenes Unglück zu vergrößern. Doch vor diese schmerzliche Erkenntnis seiner Protagonisten hat Stewart O'Nan den Tod gesetzt. -Manuela Haselberger