Wiedergeburt: Französisch - Deutsch

Michel Houellebecq

Taschenbuch
Ausgabe vom 1. März 2005
Verkaufsrang: 173515 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783499231704
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Wiedergeburt: Französisch - Deutsch - Michel Houellebecq
Über Das Phänomen Houellebecq ist spätestens seit den Elementarteilchen - auch jenseits des Rheines - viel nachgedacht, mehr geredet und (vielleicht) zu viel geschrieben worden. Dabei wissen nur wenige, dass Houellebecq, lange bevor er sich mit den Elementarteilchen als Enfant terrible der Literaturszene einen Namen machte, als Lyriker schon Anfang der 90er-Jahre respektable Erfolge feierte: So stammt La poursuite du bonheur (zu deutsch romantisierend mit Suche nach Glück übersetzt) aus dem Jahre 1992 (Neuauflage 1997) und bescherte ihm sogleich den Tristan-Tzara-Preis. Es folgte Le sens de combat. Der Sinn des Kampfes, bevor mit dem vorliegenden Band, Wiedergeburt, die Trilogie nun ihren Abschluss findet.
Vor dem Glück muss man sich nach Houellebecq nicht fürchten, da es ohnehin nicht existiert und bei der Schlacht an den Kampffronten von Einsamkeit, Konsum und Käuflichkeit werden immer schwerere Geschütze aufgefahren, weshalb sich auch im dritten Teil dieser Lyrik-Bestseller die Kampfzone ausweitet. Einmal mehr: Leere, Langweile, Liebesschwund, Tod, Trostlosigkeit, Treueverlust, Wiederholung und der ungeheuerliche Schrecken der Vergänglichkeit sowie der unaufhaltsame Verfall drohen den Menschen zu vernichten. Das prozesshafte Scheitern, das unweigerlich mit dem Tod (den Houellebecq abschaffen will) enden wird, spricht aus den meisten Zeilen auch der verdienstvollen Übertragung von Hinrich Schmidt-Henkel. Dieser hatte sich bereits beim erst Band (Suche nach Glück) unter Negierung der formalen Prinzipien - gereimte Alexandriner! - für eine Prosa-Übersetzung entschieden (was mehr als nachvollziehbar ist), die in ihrem Ton im vorliegenden Band beinahe wie Songtexte daherkommen - obschon dabei freilich die Antithetik zwischen der ästhetischen (Reim-)Form und der Ästhetik des Hässlichen (nicht das einzige Element, das an Gottfried Benn erinnert) auf der inhaltlichen Ebene verloren geht.
Vielleicht gebührt überhaupt nur Schmidt-Henkel das größte Verdienst dieser zweisprachigen Ausgabe: Nämlich die Heranführung der Leser an das französische Original, das neben der reizvollen Houllebecq'schen Antithetik - der eben beschriebene Punkt, an dem die Übertragung bewusstermaßen nicht weiterkommt - leider nicht viel Neues zu bieten hat. Denn dass Houellebecq mit seiner Poesie die Botschaft hinterlassen will, dass er die "Entstehung eines monströsen und globalen Mangels verspürte; außerstande, das Phänomen klar zu umreißen" und als "Ausdruck seiner Inkompetenz einige Gedichte hinterlassen" will, wofür man im Übrigen einmal mehr eine Menge Tabubrüche in Kauf nehmen sollte, wissen wir doch alle schon längst. -Kristina Nenninger