Wut

Salman Rushdie

Taschenbuch
Ausgabe vom 2. Mai 2003
Verkaufsrang: 296328 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783499233128
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Wut - Salman Rushdie
Eines Nachts erwischt sich der emeritierte Professor für Ideengeschichte und "cholerische Puppenmacher" Malik Solanka dabei, wie er aus unerfindlichen Gründen mit gezücktem Messer und für Sekunden voller Mordgedanken über seiner schlafenden Frau steht - und erkennt, dass er eine Gefahr darzustellen beginnt für die, die er liebt. Solanka flieht vor sich selbst aus London nach New York, wird aber auch hier auf Schritt und Tritt von der Gewalt (auch der eigenen) wieder eingeholt. So wird er mit der Geschichte eines Serienkillers konfrontiert, der es auf junge, hübsche Frauen abgesehen hat. Eine solche begegnet ihm selbst in Gestalt einer grünäugigen indischen Schönheit - eine faszinierende Frau, die Solanka an seine durch eine Fernsehserie berühmt gewordene größte Puppenschöpfung Little Brain erinnert. So verzwickt geht es zu in Rushdies Roman, in dessen Verlauf sich Solanka gedanklich immer mehr in sein eigenes Marionettenspiel verstrickt.
Natürlich hat auch Wut, wie fast alle Bücher Rushdies nach Verhängung der Fahdwa, stark autobiografische Züge: Wie sein Protagonist, so benutzt auch der Autor "das Material seines eigenen Lebens und verfremdet es durch die Alchemie der Kunst". So ist auch Wut, der der schönen indischen Lebensgefährtin Padma Lakshmi des noch verheirateten Rushdie gewidmet ist, nicht zuletzt als Parabel eines Menschen zu verstehen, der gegen seinen Willen zur Bedrohung für seine nächsten Angehörigen geworden ist und in der Anonymität der Großstadt untertauchen muss. Derlei Parallelen allerdings sind nie allzu fruchtbar. Vielmehr bleibt festzuhalten, dass Rushdie in Wut die Fäden seiner virtuos gestrickten Geschichte bei allen Verwicklungen und Doppelbödigkeiten nirgends aus den Händen gibt. So ist der Roman ein faszinierendes, sprachlich hoch explosives Vexierspiel über den Verlust von Identität und das Tier im Menschen geworden, das jederzeit ausbrechen kann. Und über eine (im übrigen brillant beschriebene) dekadente Wohlstandsgesellschaft zur Jahrtausendwende, die immer am Rande der ganz großen Katastrophe schwebt. -Thomas Köster