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Kompromisslose Schöngeister und Moralisten mögen sich vielleicht an der häufigen Verwendung des Präfixes "scheiß" oder an seinen Hoheliedern auf Haschisch und Co. stören, doch nach Ansicht des Rezensenten macht ihn all das nur noch menschlicher, besser. Kurzum: Es macht ungeheuer Lust, seine Gedanken zu lesen. Eigentlich verschlingt man sie eher, denn mit jeder Seite steigt das Bedürfnis nach mehr Timmerberg. Wer nichts vorhat, dem kann es leicht passieren, dass er Shiva Moon in einem Rutsch durchliest. In dem mehr als 200 Seiten starken Buch gibt es keine Fotos, keine Karten (gut: eine Skizze) und keine Telefonnummern von Hotels, dafür eine nahtlose Geschichte mit zwei Hauptrollen: Timmerberg selbst und Indien. Die Handlung: Das mehr als dreißig Jahre währende Liebesverhältnis der beiden. Doch keine Angst, anders als bei mancher Buchkonkurrenz wird der Subkontinent nicht als Yoga- und Ayurveda-Paradies verklärt. Sicher, die Yogahauptstadt Rishikesh kommt vor, auch Varanasi und Kalkutta, und jeder Indienfan wird viel Wahres und selbst Erfahrenes wiederfinden. Doch, und das ist das Besondere: Auch wer sich von Indien bislang nicht angesprochen fühlte, wird sich von der Art, wie Timmerberg erzählt, mitreißen lassen. Der Mix aus Be- und Verwunderung für und über die heraufziehende Weltmacht, aus Realismus und Ironie, garniert mit einigen handfesten und im Fließtext eingestreuten Reisetipps macht? s möglich. Da werden schonungslos die Tücken des Bahnfahrkartenreservierens und des " Bettlerspießrutenlaufens" genannt, und nur wenig später die Schönheit der Gangesquelle in den schillerndsten Farben beschrieben. Indien ist eben nicht schwarz oder weiß, Indien ist alles, und Timmerberg beherrscht es wie kein anderer, aus Tausenden von Farben ein prächtiges Kunstwerk zu zaubern. - Christian Haas Kategorien, in denen dieser Artikel enthalten ist:
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