Das Glasperlenspiel: Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften

Hermann Hesse

Buch, Gebunden
Ausgabe vom 11. März 2002
Verkaufsrang: 4694 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783518413357
ASIN: 351841335X (Amazon-Bestellnummer)
Das Glasperlenspiel: Versuch einer Lebensbeschreibung des Magister Ludi Josef Knecht samt Knechts hinterlassenen Schriften - Hermann Hesse
Drei Jahre, nachdem Hermann Hesses ambitioniertes Alterswerk Das Glasperlenspiel (1943) in der Schweiz erschienen war, wurde sein stolzer Autor in Deutschland mit dem Goethe-Preis geehrt. Für den Roman war die Auszeichnung ein doppelter Glücksfall: Zum einen ebnete sie dem Buch auch auf vormals nationalsozialistisch verseuchtem Terrain den Boden; zum anderen machte sie eine Nähe zwischen zwei Autoren deutlich, die der damals 69-jährige Dichter in seiner Entwicklungsgeschichte über Reifung und Abfall des Magister Ludi Josef Knecht schon in der Wahl des Figurennamens formulierte.
Tatsächlich stellt Knecht, der im utopischen Kastalien des 23. Jahrhunderts zum Meister des esoterischen Glasperlenspiels avanciert, eine Art umgedrehten Doppelgänger Wilhelm Meisters dar: Versucht er doch, im meditativen Ordensspiel zu vollkommener, an östlicher Weisheit orientierter Demut zu gelangen. Für Hesse war dies eine Art Sieg des Geistes über die materielle Verrohung der Epoche des "feuilletonistischen Zeitalters", das er vor allem in der Barbarei des nationalsozialistischen Deutschlands figuriert sah. Was Goethe im Wilhelm Meister als "pädagogische Provinz" zur höheren Erziehung des Menschengeschlechts bereits angelegt hatte, hat Hesse in seinem Kastalien literarisch Wirklichkeit werden lassen: eine Seelengemeinschaft von in die Regeln des Glasperlenspiels Eingeweihten, an dessen Ansprüchen Knecht allerdings am Ende, von der Außenwelt verführt, in gewissem Sinne scheitert. Das Hesse dem Leser diese Regeln nicht näher erklärt, sondern hinsichtlich seiner Erläuterungen im Nebulösen bleibt, ist ebenso traurig wie verständlich.
Leider wirkt Hesses Glasperlenspiel - ein Kultbuch der 68er-Generation - aus heutiger Sicht deshalb über weite Strecken allzu verkrampft esoterisch und konstruiert: Als literarische Kette aus Glasperlen statt aus echten Perlen geflochten eben. Trotz dieses Mangels ist das historisch etwas angestaubte Glasperlenspiel immer noch besser also so mancher glanzlose Roman der Gegenwart. Und mit der Sonderausgabe des Romans bei Suhrkamp, die anlässlich von Hesses 125. Geburtstag erschienen ist, liegt zudem eine preiswerte Neuauflage vor. -Thomas Köster

Hermann Hesses Alterswerk "Das Glasperlenspiel" erschien 1943 in Zürich, 1946 erfolgte eine Ausgabe in Deutschland. Bereits 1931 hatte der Autor an dem Werk zu schreiben begonnen. Ohne Zweifel handelt es sich bei dieser letzten großen Prosaarbeit Hesses um keine leichte Kost. Man kann "Das Glasperlenspiel" wegen seiner Tiefe und Komplexität getrost als Opus für Kenner bezeichnen. Wer sich jedoch damit auseinandersetzen möchte, wird in dem Erziehungs- und Lebensideal, das in einer Synthese von Wissenschaften und Kunst, von Geist und Sinnen besteht, faszinierende gedankliche Ansatzpunkte finden.
Der Roman, der den Autor davor bewahrt hat, am Zustand der realen Welt zu verzweifeln, entwirft als fiktive Gegenwelt Kastalien: Es handelt sich um eine streng hierarchisch, dennoch zwangfrei organisierte Ordensgemeinschaft, die die Selbstaufgabe des Einzelnen für den Dienst an der Gemeinschaft idealisiert. Politik, Wissenschaften und Kunst werden hier wieder als Einheit gelehrt und gelebt. Das Glasperlenspiel ist das heiligste Prinzip dieses pädagogischen Ideals: Dieses abstrakte Spiel mit sämtlichen Inhalten und Werten unserer Kultur verbindet die unterschiedlichsten Wissensbereiche miteinander ? jenseits von Nationalismen, Konfessionen und Ideologien. In dieser utopischen, alternativen Gesellschaft lebt etwa um das Jahr 2400 Josef Knecht, der spätere Glasperlenspiel-Meister. Dieser überzeitliche, jedoch exemplarische Lebenslauf wird von einem Chronisten in 12 Kapiteln erzählt. Josef Knecht wird mit 40 Jahren zum jüngsten Magister Ludi gewählt, 8 Jahre später verlässt er ungehindert den Orden.
Bestimmendes Element in der Hörspielbearbeitung von Michael Farin ist die Chronologie von Knechts Leben. Mit puristischen Mitteln wird das Überzeitliche und gleichzeitig Utopische dieses Erziehungsromans umgesetzt. Dabei unterstreicht die meist befremdlich wirkende Musik die Meditation und Kontemplation, die Stimmen scheinen aus einer anderen Welt zu sein. Durch die essayistische Einleitung "Der Versuch einer allgemeingültigen Einführung ins Glasperlenspiel", gesprochen von Barbara Nüsse, gelingt eine gewisse Strukturierung des Hörspiels. Theorie und Anschauung bleiben so gegenwärtig. Beeindruckend sind die exemplarische Lehrer/Schülerbeziehung (Rudolf Wessely, Ulrich Matthes) oder der Brief Knechts an den Lehrer über das Glasperlenspiel. Hörspiel mit Musik, Spieldauer: ca. 300 Minuten, 3 MC. Auch als CD erhältlich.
- culture.text