Alles halb so schlimm! (suhrkamp taschenbuch)

Lily Brett

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 29. März 2004
Verkaufsrang: 50276 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783518455937
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Alles halb so schlimm! (suhrkamp taschenbuch) - Lily Brett
Aus der Amazon.at-Redaktion
Wie lässt sich ein neues Leben beginnen, wenn das alte so gründlich vernichtet wurde? Das polnisch-jüdische Ehepaar Renia und Josl Bensky überlebte das Ghetto von Lodz und das Konzentrationslager Auschwitz. Nach Ende des Krieges ziehen die beiden wie viele andere nach Australien, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. In Melbourne entsteht bald eine aufstrebende kleine Gemeinschaft aus befreundeten Familien. Doch die tragische Vergangenheit bleibt auch hier präsent. Unter der Normalität des Alltags, um die sich die Überlebenden mit aller Energie und scheinbar erfolgreich bemühen, lauern die traumatischen Erinnerungen. Auch auf den in der Sicherheit der neu gefundenen Heimat aufwachsenden Kindern wie Lola Bensky lasten die an ihren Eltern und ihrem Volk begangenen Verbrechen.
Gefühlvoll, aber ohne sentimental zu werden, erzählt Lily Brett berührende Geschichten aus dem australischen Alltag von Holocaust-Überlebenden und ihren Kindern. Es sind lose zusammenhängende Episoden, mit wechselnden Erzählperspektiven und zeitlichen Sprüngen, die sich gegen Ende zusehends auf Lola Bensky, das literarische Alter Ego der Autorin fokussieren - und auf ihre Versuche, mit der tragischen Vergangenheit der Eltern umzugehen. Wie ihre bisher auf Deutsch erschienenen Bücher ist auch Alles halb so schlimm! stark autobiografisch gefärbt. Chronologisch stehen diese Geschichten am Beginn der erzählerischen Laufbahn Lily Bretts; im englischen Original erschienen sie noch vor ihrem Erfolgsroman Einfach so.
Ohne große Worte, anhand kleiner lakonisch protokollierter Details vermag es die Autorin, das nachhaltige Grauen erahnbar zu machen, aber auch den Hunger nach einem Leben, das nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Lily Brett erzählt von Lieben und Liebschaften, Urlaubsreisen, Einkäufen, Essgewohnheiten und banalen Alltagsgesprächen - alles erscheint unter dem Vorzeichen der Katastrophe bedeutsam für die Suche nach einer eigenen, jüdischen und allgemein menschlichen Identität. Der offene, nichts verklärende Blick, der sich auch vor ungewollten Grausamkeiten in der Familie nicht verschließt, macht dieses Buch dabei ebenso zum Lektüreerlebnis wie der Sinn für Skurriles, der als sanfter Humor immer wieder zum Vorschein kommt. -Mathis Zojer
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