Hitze

Ralf Rothmann

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom März 2005
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Hitze - Ralf Rothmann
Auch in Berlin isst keiner so heiß, wie es gekocht wird. Diese Erfahrung macht auch der Hilfskoch Simon DeLoo in Ralf Rothmanns Roman, wenn er in seiner Großküche Kundschaft aus Ost und West bedient. Aus dem ehemaligen Ost und West natürlich: Denn Rothmanns Roman Hitze spielt nach der Wende, während derer ja angeblich zusammenwuchs, was zusammengehört.
Aber die Unterschiede der beiden deutschen Teile sind nirgends so deutlich wie in Berlin, wo Rothmanns Story spielt. Und so nimmt es kein Wunder, dass Hitze als Geschichte unüberwindbarer Trennung beginnt. Denn DeLoo hat seine Lebensgefährtin verloren, und trauert der Toten immer noch hinterher. In der Stadtstreicherin Lucilla glaubt er ihre Züge wiederzuentdecken und steigert sich immer mehr hinein in seine Wiedervereinigungsfantasien mit der geliebten Toten. Bis deren Züge in der Beziehung zu Lucilla immer mehr verwischen und hinter der Projektion das wahre Gesicht Lucillas erkennbar wird.
An manchen Stellen -- da nämlich, wo Rothmann versucht, einen Berliner Großstadtroman zu schreiben -- wirkt Hitze etwas überambitioniert. Aber da, wo das Buch seine ganze psychologische Kraft entfaltet -- in seiner Darstellung der Beziehung zwischen DeLoo und Lucilla --, wächst Rothmanns Erzählkunst über sich selbst hinaus. Hitze jedenfalls ist ein kluges, eindringliches Buch. Nicht gestrickt mit heißer Nadel, sondern klug gebaut und schön. --Isa Gerck