Mein erfundenes Land (suhrkamp taschenbuch)

Isabel Allende

Taschenbuch
Ausgabe vom 25. Februar 2008
Verkaufsrang: 16923 (je kleiner desto beliebter)
EAN/ISBN: 9783518459430
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Mein erfundenes Land (suhrkamp taschenbuch) - Isabel Allende
Zwei Ereignisse waren es, welche die große Erzählerin Isabel Allende dazu brachten, ihr Erinnerungsbuch Mein erfundenes Land über Chile zu schreiben. Zum einen war da die Bemerkung ihres Enkels Alejandro, der angesichts seiner ihr Spiegelbild betrachtenden Oma beruhigend versicherte: "Keine Angst, altes Haus, drei Jahre lebst du mindestens noch." Die ihr so geschenkte Lebenszeit wollte Allende nutzen. Zum anderen gab es die Frage eines Unbekannten nach einer Lesung, welche Rolle eigentlich Heimweh in ihren Romanen spiele. Die Frage nahm Allende die Luft. "Bis dahin war mir nicht klar gewesen, dass mein Schreiben eine beständige Übung der Sehnsucht ist", heißt es in Mein erfundenes Land. Dass diese Sehnsucht sich auf Südamerika bezieht, auf Chile, dass sie durch den Militärputsch 1973 gegen ihren Verwandten Salvador Allende "verlor" und gegen das Exil eintauschen musste, wird auf jeder Seite deutlich.
Eine der ersten Erinnerungen Allendes an Chile sind die an ein Haus, das sie nie gesehen hat, und das dank ihrer Phantasie trotzdem längst Teil der Weltliteratur geworden ist. Es ist das Geburtshaus ihrer Mutter, der Schauplatz von Allendes großartiger Familiensaga Das Geisterhaus. Wie viel wahre Geschichte sich hier im Roman verbirgt, begreift man erst, wenn man Mein erfundenes Land gelesen hat. Man kann das Buch also als Ergänzung zu Allendes Romanen lesen. Man kann es aber auch lesen als spannendes Bekenntnis einer Frau, die sich seit ihrer Kindheit immer fremd gefühlt hat in dem, was man Heimat nennt - und als faszinierende Beschreibung eines faszinierenden Landes am Rande der Welt.
"Das Heimweh ist mein Laster", schreibt Allende in ihrem bewegenden Buch. "Es ist ein schwermütiges Gefühl und auch ein wenig kitschig, wie die Rührung. Fast scheint es aussichtslos, das Thema ohne Sentimentalitäten in Angriff zu nehmen, aber ich will es versuchen. Falls ich ausrutsche und in Kitsch verfalle, seien Sie gewiss, dass ich mich einige Zeilen später wieder aufrappeln werde." Genau dieses "Berappeln" ist Allende in Mein erfundenes Land auf grandiose Weise gelungen. In manchen ihrer Romane nach dem Geisterhaus gibt es mehr Kitsch als hier. Endlich wieder einmal ein Buch der Autorin, das man von der ersten bis zur letzten Seite ohne faden Beigeschmack verschlingen kann. -Stefan Kellerer