Eine andere Erinnerung

Alison Owings

Buch, Taschenbuch
Ausgabe vom 1999
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Eine andere Erinnerung - Alison Owings
Die amerikanische Journalistin Alison Owings hat zwanzig deutsche Frauen zum Dritten Reich befragt. Das Besondere an diesem Zeitzeugnis ist zum einen die Auswahl der befragten Personen und zum anderen die Intimität, mit der die deutsche Vergangenheit nachgezeichnet wird. Eine Arbeiterin, Widerstandskämpferin, Jüdin, KZ-Häftling, aber auch eine Mitläuferin und eine KZ-Aufseherin kommen zu Wort. Die Autorin verzichtet auf die klassische Interviewform und gibt die einzelnen Geschichten als Nacherzählungen wider. Alison Owings wertet nicht, ergänzt aber einzelne Erlebnisse mit ihren eigenen Beobachtungen und Wissen. Diese Hintergrundinformationen zeigen, daß sich die Autorin mit der Geschichte des Dritten Reiches auskennt. So vermag sie Gedächtnislücken oder Zerrbilder einiger Frauen geradezurücken. Diese Kurskorrektur nimmt Owings insbesondere bei Helga Frisch, einer Hitler-Anhängerin, vor. Diese eine Geschichte verrät mehr über das Mitläufertum vieler Deutscher als irgendeine trockene Dokumentation. Sie zeigt die Zerrissenheit und die Manipulation einer Frau, für die noch heute das Unrechtsregime nicht als ein solches vorkommt. Ihre Haltung ist geprägt von naiven Vorurteilen und der Leugnung der tatsächlichen Greuel am jüdischen Volk. Dem gegenüber stehen die Erinnerungen von Verena Groth, einer Halbjüdin, die ihrerseits die Spuren des Nazi-Regimes in ihrer Seele trägt. Ohne Bitterkeit schildert sie ihre Kindheit, die teilweise von Diskriminierung und Angst geprägt wurde. Eine der schönsten authentischen Berichte in dem Band ist der von Marianne Karlsruhen, die sich ihre Liebe zu dem Halbjuden Peter Karlsruhen erkämpfte und so ihren Beitrag zum Widerstand leistete. Dieses Buch ist bestens dazu geeignet, gegen das Vergessen zu wirken und ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte bildhaft und unmittelbar nahezubringen. --Corinna S. Heyn